Mitteilungsblatt Leipziger Entomologen

Heft 12, 2003
 


Voranstellen möchten wir ein Dankeschön an alle, die im vergangenen Jahr durch die Bereitstellung von Beobachtungen, das aktive Engagement während der Veranstaltungen und Anregungen zur weiteren Arbeit uns beim Versuch die Fachgruppe am Leben zu erhalten unterstützten. Für die Maturna liegen zwei Anregungen vor:
Beides wollen wir gern nutzen, benötigen aber Unterstützung bei der Auswertung der Daten und Abfassung der Texte.
Erinnern möchten wir an die Weiterführung des Projektes “Entomofauna Saxonica”, neben der Unterstützung dieses Vorhabens ermöglichen Meldelisten auch eine bessere Aussagefähigkeit unsererseits über aktuelle Vorkommen im Leipziger Raum. So könnte einmal ein Verzeichnis aller im Stadtgebiet beobachteten Arten erscheinen, zu dem schon viele Daten vorliegen, aber in einigen Sammlungen und Beobachtungskarteien bestimmt noch interessante Meldungen schlummern.
Im Mittelpunkt dieser “Maturna” steht ein ausführlicher Reisebericht von ANDREAS ARNOLD über Peru. Für Schmetterlingsfreunde sind die Ausführungen über das Schmetterlingsparadies von GERHARD FIEDLER sicher interessant. Außerdem werten wir die Beobachtungsdaten für 2001 aus.
Innerhalb der Fachgruppenabende gibt es beispielsweise eine Veranstaltung zur Naturschutzwoche und anläßlich einer Sonderausstellung im Herbst über Spinnen auch zu diesem Thema einen Vortrag. Reiseberichte der Mitglieder des Phyllodroms gehören ebenso zum Programm wie ein Bestimmungsabend für Tagfalter und viele andere interessante Themen.
Besonders hinweisen möchten wir auf die Informationsbroschüre unseres Vereines der Freunde und Förderer des Naturkundemuseums Leipzig. Alle “noch nicht” Mitglieder, auch außerhalb Leipzigs, bitten wir zu überlegen, ob sie nicht doch beitreten können. An alle geht die Bitte mit dieser Broschüre Freunde und Bekannte für unseren Förderkreis zu werben, bei Bedarf können wir noch weitere Broschüren bereitstellen.

MARIO GRAUL & RONALD SCHILLER
 

Entomologischer Veranstaltungskalender 2003 - 2004
Der Veranstaltungsort ist, sofern nicht anders angegeben, das Naturkundemuseum Leipzig, Lortzingstraße 3.

2003


2004



Wo sich Falter frei entfalten können - Beobachtungen im Schmetterlingsparadies Langschläger Wald
GERHARD FIEDLER

 Gewächshäuser mit tropischen Pflanzen und Schmetterlingen sind heute keine Seltenheit mehr. Doch wo kann man heimische Arten in ihrem Lebensraum beobachten?
Schon vor 10 Jahren begann der im österreichischen Waldviertel ansässige Herr SCHOPF auf einem 3 ha großen Gelände mit der Förderung und Ansiedlung heimischer Schmetterlinge. Der gezielte Anbau wichtiger Futterpflanzen und eine unübersehbare Menge an Blütenpflanzen bildeten dafür die Voraussetzung. Schon in den ersten Jahren trug die Mühe Früchte. Die in der  Umgebung ansässigen, seltenen Arten wie Trauermantel, Schillerfalter und Waldportier konzentrierten sich mehr und mehr auf das nur durch einen Zaun abgetrennte Schutzgebiet. Doch nicht nur die Pflanzen, auch die geschaffenen Biotope lockten die Tiere. So finden sie hier Feucht-, Trocken- und Distelwiesen, steile Felshänge, einen See, Gartenbeete, Kleefelder und moorige Flächen. Für nahezu jede Art steht ein Lebensraum zur Verfügung.
Ein Höhepunkt der Bemühungen ist die Wiederansiedlung verschwundener Arten. Mit dem seit 60 Jahren im Gebiet nicht mehr vorhandenen Apollofalter gelang dies bereits. Steile Felswände, bewachsen mit Weißer Fetthenne, der Futterpflanze, fesselten die Schmetterlinge an ihre neue Heimat. Heute fliegen sie frei im Terrain, ebenso wie die verwandten Osterluzei- und Segelfalter.
Seit dem 20. Juli 2002 ist die Anlage öffentlich. Ein breites mit einem unauffälligen Drahtzaun begrenztes Wegenetz führt die Besucher zu den einzelnen Landschaften und vermittelt auf zahlreichen Tafeln Wissen über deren Bewohner. Eindrucksvoll ist das Treiben an den Futterstellen. Auf den Blüten der Buddleia und auf den überall angebrachten Obstschalen kann man die Falter aus nächster Nähe betrachten. Ein Teil ihrer Raupen ist, vor Vögeln geschützt, in großen Vitrinen zu sehen. Sie leben dort sicher und mit der Gewißheit eines Tages frei fliegen zu können.
Das Schmetterlingsparadies entstand mit der Hilfe vieler. Schwere Räumfahrzeuge, Krane, und zahllose Hände waren nötig, um es entstehen zu lassen. Allein in diesem Jahr wurden noch 35 bis 40 Tausend Pflanzen gepflanzt. Sogar die Dächer der Häuser überzieht heute ein dichter Bewuchs. Bis ins kleinste Detail reicht die liebevolle Gestaltung, die den Park zum Ort der Ruhe und Erholung macht. Und so ist auch das Urteil der Besucher und Anwohner. Es findet Anerkennung für ein Lebenswerk, das in Europa einmalig ist.
Interessenten finden das Schmetterlingsparadies Langschläger Wald in der Nähe von  Freistadt, nahe der tschechischen Grenze (unterhalb von Budweis). In Freistadt abbiegen in Richtung Gmünd, weiter bis Langschlag und Kainrathschlag, von dort den Schildern folgend.
Weniger Reiselustige finden es auch unter www.schmetterlingsparadies.at. Ein direkter Besuch zwischen Mai und Ende September lohnt sich jedoch auf jeden Fall!

 

Perureise 1997
ANDREAS ARNOLD

Für diese Reise hatte ich mich dem Ichthyologen Dr. A. ZARSKE angeschlossen, der das Exkursionsgebiet bereits kannte und dort seine sehr erfolgreichen Fischfänge fortsetzen wollte.
Wir starteten am 25.09.1997 und kamen nach einer Zwischenlandung in Bogotá in Lima an, wo wir übernachten. Am nächsten Tag ging es mit einer kleineren Maschine aus Lima über die hier bis 5700 m hohe, Wüste und Regenwald trennende, Zentralkordillere hinweg nach Pucallpa. Pucallpa ist die Hauptstadt der Provinz Ucayali und hat mit seinen etwa 100.000 Einwohnern die weiter flußabwärts gelegene bekanntere Stadt Iquitos, Hauptstadt der Provinz Loreto, zu deren Verwaltungsbereich Pucallpa noch vor wenigen Jahren gehörte, im Wachstum längst überholt. Am Flughafen empfing uns THOMAS ZIRM, ein Schwabe, den es vor vielen Jahren nach Peru verschlagen hatte. Man sieht der Stadt Pucallpa diese Einwohnerzahl nicht an. Selbst die meisten Hauptstraßen im Zentrum sind unbefestigte wellige Pisten und in der Trockenzeit in roten, von den Fahrzeugen aufgewirbelten Staub der Lateritböden eingehüllt. Der motorisierte Straßenverkehr ist recht bescheiden. Wir mieteten zwei der preiswerten Motorrikschas, das sind dreirädrige, durch Schweißnähte zusammengefügte Chimären aus dem Vorderende eines Mopeds und einem Hinterende a la “Krause-Duo”, die zwei Passagiere befördern können.
Das Temperatur-Jahresmittel in Pucallpa wird mit 26,7 °C angegeben. Der Niederschlag soll 1200 mm/a betragen, aber das erscheint mir für Regenwald zu wenig. Während unseres Aufenthalts in der Trockenzeit bewegte sich die Temperatur tags etwa um 35 °C, nachts zwischen ca. 25 und 30 °C. Die relative Luftfeuchte steigt vor allem nachts auf 90-100 %. Tags war es meist sonnig bis leicht bewölkt, nachmittags zogen oft vorübergehend einige Wolken auf; in einer Nacht gewitterte es.
Schon in Lima waren mir zahllose unfertige, aber bewohnte Gebäude aufgefallen. Über der ersten oder zweiten Etage ragen an den Ecken Bündel von Armierungseisen in die Luft, die völlig offen lassen, wie viele Etagen dem noch folgen sollen. Unser Begleiter erklärte: Man beginnt einfach zu bauen und immer wenn wieder Geld bzw. Bedarf da ist, wird noch eine Etage aufgesetzt. Statische Berechnungen und Baugenehmigungen sind demzufolge offenbar keine limitierenden Faktoren. In der Wüste in Lima ist ein Haus ohne Dach vielleicht kein Problem, aber während der Regenzeit in Pucallpa werden sich die Treppen vermutlich oft in Gebirgsbäche verwandeln.
An Straßenrändern Berge von Abfällen, auf den Dächern wartende Geier; wir fuhren zum Vorort Callao an der Yarina Cocha. Die Hütten in der Nähe der Yarina Cocha stehen wegen des jahreszeitlich um etwa 12 (bis 15) m schwankenden Wasserstandes auf Pfählen. Die Yarina Cocha ist ein 20 km langer und 400 bis 500 m breiter hufeisenförmiger See, ein Altarm des Ucayali, der mit dem Fluß bei Hochwasser in der Regenzeit (etwa Dezember bis Februar) verschmilzt, sonst aber mit ihm nur noch durch einen Ablaufgraben verbunden ist.
Vom Hafen Callao fuhren wir mit einem “Peque Peque” etwa eine halbe Stunde ins Innere des Hufeisens zu “La Perla”, dem Wohnsitz von Familie ZIRM, unserer Unterkunft. Die “Peque Peque” sind schätzungsweise gegen zehn Meter lange, schmale, überdachte Boote, die über eine sehr lange Welle durch einen urtümlichen Motor angetrieben werden, der das namensgebende Geknatter erzeugt. Sie fungieren als Taxis. Wenn genug Fahrgäste beisammen sind, starten sie und setzen die Leute an den weit auseinander liegenden Häusern ab und nehmen am Ufer wartende Passagiere auf. Der Fahrpreis ist ein Sol , für uns “Gringos” nach Ermessen zwei oder drei Soles.
Die behäbigen “Peque Peque” stellen unmittelbar keine Gefahr für die zahllosen Tiere der Yarina dar. Anders ist das bei den Jachten der Nordamerikaner, die insbesondere die kleinen dunklen Süßwasserdelphine (Inia geoffroyensis ?) gefährden sollen. Wir sahen beides, die über den See rasende Jachten und die scheuen Delphine, und konnten uns das gut vorstellen. Im Ucayali soll es noch eine größere, hellere Art von Flußdelphinen geben.
Die Tankstellen für die Boote befinden sich auf dem Wasser und die Gefahr der Gewässerverschmutzung ist entsprechend groß. Manchmal bat uns ein Bootsführer vor der Fahrt erst um Geld zum Tanken. Links hinter dem Hafen beginnt zunächst für die Öffentlichkeit unzugängliches Gelände, zuerst Militär, dahinter Villen und Missionsstationen von U.S.-Amerikanern und Schweizern, die - so sagte man uns - u. a. an einer Übersetzung der Bibel in die Sprache der Kachibo-Indianer arbeiten würden. Später begegneten wir auch noch einzelnen Indios, die in tief im Wasser liegenden, überladenen Einbäumen unterwegs waren. Irgendwie schaffen sie es, damit das Gleichgewicht zu halten.
“La Perla” ist eine geräumige, auf Pfählen stehende Hütte, für hiesige Verhältnisse sehr komfortabel, mit zeitweilig Strom (Dieselaggregat) und eigenem Brunnen. Genau genommen ist das Haus ein auf Pfählen stehender überdachter Gazekäfig. Die Hauptfunktion der Wände besteht darin, Getier, insbesondere Schlangen und Insekten, fernzuhalten. Man sagte uns, es gäbe hier keine Malaria, aber das ist wohl mehr Schutzbehauptung oder Selbstberuhigung. Wer hier ständig wohnt, kann nicht jahrelang Malariatabletten schlucken, was ihn bald in den finanziellen Ruin treiben oder vergiften würde. Wir jedenfalls hielten uns an die vom Tropenarzt empfohlene Prophylaxe.
Von der Yarina Cocha hinauf zum Haus ist ein Hang zu ersteigen und man kann sich kaum vorstellen, daß in zwei bis drei Monaten das Wasser bis unter dem Haus stehen kann. Alles, selbst der Hühnerstall steht auf Pfählen und wenn bei uns Winter ist fährt man hier oft mit dem Boot vor das Haus. Die monatelange Nässe soll sich hier ähnlich auf das Gemüt der Leute auswirken, wie bei uns ein langer Winter. THOMAS ZIRM, in Deutschland aufgewachsen, kennt beides. Wir können uns das nur schwer vorstellen, doch müssen schon während der Trockenzeit Papiergeld und Ausweise wegen der hohen Luftfeuchte in einem Trockenschrank aufbewahrt werden. Die kleine Bibliothek der von früheren Gästen zurückgelassenen Urlaubslektüre hat wellige Seiten und zerfällt langsam, aber sicher. Doch wir sind gegen Ende der Trockenzeit gekommen, denn das ist die beste Zeit zum Fischen, weil die Fische in den relativ kleinen Restgewässern zur lebenden Fischsuppe eingedickt sind. In zahllosen austrocknenden überhitzten Wasserlöchern verenden sie zu Tausenden qualvoll. Es ist sehr heiß und feucht, beispielsweise ermittelte ich am 19.10. um 20:30 Uhr 37,8 °C und am nächsten Morgen 6:45 Uhr immer noch oder schon wieder 37,2 °C.
Der große Garten von “La Perla” mit seinen zahlreichen Schatten spendenden Bäumen geht nahtlos in den angrenzenden Sekundär-Regenwald über. Besonders bei Sonnenaufgang kommen grell bunt gefärbte Vögel und wie Vögel zwitschernde kleine Affen (Totenkopfäffchen, Saimiri sciurea, und eine andere mir unbekannte Art) zu den fruchtbehangenen Bäumen am Haus und wecken uns mit lautem Geräusch. Die eindrucksvollen Schrei-Gesänge der Vögel unterscheiden sich vom Gesang der in Mitteleuropa beheimateten Singvögel etwa so sehr wie Jazzmusik von deutscher Volksmusik. Die gewaltigen, mehr oder weniger deutlich abgesetzten drei Etagen der Baumriesen am Ufer der Yarina sind sehr beeindruckend. Ich schätze die untere Etage auf 15 bis 20 m Höhe. Darüber erhebt sich eine Schicht stattlicher Bäume von 25 bis 30 m, zu denen auch die in der Nähe von Siedlungen allgegenwärtigen Mangos gehören. Diese überragen noch einige Baumriesen, die weitere 10 bis 15 m höher sein mögen.
Am nächsten Tag fischten wir im Cano Paca, dem Verbindungskanal zwischen Yarina Cocha und Rio Ucayali mit Zugnetzen. Ein Helfer namens MAGNO und ich hielten jeder ein schmales Ende des handtuchförmigen Netzes und zogen es gegen das Ufer. Ein paar silbrige Fischchen, wahrscheinlich Kropfsalmler, Triportheus angulatus, setzen mit elegantem Schwung über das Netz hinweg, dann wurde das Wasser zum Ufer hin unruhig. Fast jeder Netzzug förderte etwas an die Luft, vor allem Salmler, auch viele Welse, einige Cichliden, die Vertreter der in Südamerika dominierenden Fischfamilien, insgesamt etwa 25 Arten. Die meisten Fische gibt es im zusammengeschwemmten Treibholz, aber dort halten sich auch die Zitteraale (Elektrophorus electricus) auf. Einmal, als wir einem solchen zu nahe kamen, verzog MAGNO, der bestimmt nicht wehleidig ist, plötzlich das Gesicht, massierte sich den Oberarm, deutete dann auf das Treibholz: “Electrico, Electrico!” Aber es soll noch unangenehmere Gesellen unter der hier heimischen Fischfauna geben. Abgesehen davon, daß viele Welse Dornen haben, an denen man sich verletzen kann, gibt es urinophile Welse, Vandellia sp., die in die Harnröhre eindringen können, sich dort verhaken und meist nur operativ wieder zu entfernen sein sollen. Eine weitere Gefahr sind Süßwasserrochen, Potamotrygon motoro, mit einem Giftdorn im Schwanz. Die berühmt-berüchtigten Piranhas erweisen sich zumindest in der Yarina Cocha Menschen gegenüber als harmlos. Nachdem wir mehrfach bei “La Perla” gebadet hatten, blinkerte dort eines Tages ein kurzzeitig zu Gast weilender “Gringo” (ich sah Einheimische nie angeln, blinkern schon gar nicht) einen Piranha (wahrscheinlich Serrasalmus nattereri) nach dem anderen aus dem Wasser. Apropos Gefahren: Schlangen sah ich fast nie, was durch dichte Vegetation und hohe Temperaturen zu erklären ist. Einzig eine Lanzenotter, Bothrops atrox, von den Hunden entdeckt und verbellt, bekam ich aber erst zu Gesicht, als sie schon mit der Machete erlegt worden war.
In den Folgetagen wurde in der Umgebung gefischt, beziehungsweise ich ging regelmäßig mit dem Insektennetz durch den an “La Perla” grenzenden, an einigen Stellen durch Brandrodung und kleine Pflanzungen aufgelockerten, Sekundär-Regenwald. Oft glimmen noch die Stubben, wenn schon wieder bestellt wird. Auf einer dieser Flächen fand ich in die Erde gebohrte Löcher, in denen je zwei bis drei Maiskörner lagen.
An Feldfrüchten sah ich u. a. Maniok (hier Yucca genannt), Mais, Bohnen, Zuckerrohr. Die Pflanzungen von Obstgehölzen haben seltener Plantagencharakter wie die Guavenplantage bei Atalaya, sondern die Bäume sind scheinbar zufällig am Rande der Siedlungen angeordnet. An Obstbäumen gab es u. a. Mango, (Mangifera indica oder eine andere Art der Gattung), Bananen, Musa sp.; ”Eierhandgranaten”, wahrscheinlich die Früchte der Moriche-Palme, Maurichia flexuosa, werden oft angeboten. Sie sind reichlich walnußgroß, haben unter der dünnen wachsartigen Schale mit Netzzeichnung einen nur wenige Millimeter starken gelben Samenmantel, der saftarm ist, aber fruchtig schmeckt. Zitrusfrüchte finden sich oft verwildert oder in Gärten, zur Saftgewinnung und vielleicht auch zur Zierde, wahrscheinlich Citrus aurantifolia und Citrus limetta, deren Früchte noch faseriger als Kubaapfelsinen sind und etwas bitter schmecken. Außerdem sah ich Papaya, Carica papaya, Rosenapfel, Syzygium jambos, Avocado, Persea americana, (die Früchte wurden mir roh und gesalzen angeboten), Kaschubaum, Anacardium occidentale, Brotfrucht, Artocarpus altilis, Guaven, Psidium sp., auf Märkten noch Früchte des Stachelbeerbaums, Phyllanthus acidus, Pepino, Solanum muricatum; später in Lima im Straßenverkauf auch Opuntien-Früchte, die sehr gefragt waren. Ananas sah ich meist nur in wenigen Pflanzen an Gehöften. Im Garten von “La Perla” gab es auch einzelne Kaffeesträucher, Coffea arabica, und fruchttragende Kakaobäume, Theobroma cacao, zu bestaunen. Eindrucksvoll ist auch der Kalebassenbaum, Crescentia cujete. Der Kokastrauch, Erythroxylon coca, gedeiht nach Auskunft von THOMAS nur im Hochland, so bei Tingo Maria.
Das Vieh wird vor allem extensiv auf Weiden gehalten. Ich sah Schweine, Zebus und andere Rinder. Die Dorfbewohner haben meist nur Hühner, seltener Schweine (eine kleine Rasse) und Hunde (meist die robusten heimischen Mischlinge, einzelne wohlhabendere Leute halten auch “Labradour”, die aber insbesondere mit den klimatischen Bedingungen nicht so gut zurecht kommen sollen). Maika, die ältere der beiden jungen Hündinnen der ZIRMs folgte mir bald mit Begeisterung auf meinem täglichen Gang in die angrenzenden Urwaldpfade, wohin sie sich allein nicht traute. Sie stellte dabei allerhand Unsinn an, verscheuchte mir die Tiere, kläffte entgegenkommende Leute an und killte, ehe ich eingreifen konnte, im Wald eines der Hühner des Nachbarn.
Ich besuchte auch das nicht weit entfernte Dorf. Angesichts der Armut der Leute schaute ich mich verschämt um, ob es auch niemand sieht, bevor ich den Fotoapparat auspackte, knipste und ihn schnell wieder wegsteckte. Im Vergleicht dazu sind die Verhältnisse in “La Perla” purer Luxus. Die Leute haben keinen Strom und holen das Trinkwasser aus Schlammlöchern am Rande der Yarina. Trotzdem wirkt das Ganze auch irgendwie paradiesisch. Es ist nie kalt, also braucht man wenig Kleidung und die Häuser weder Heizung noch Wärmedämmung. Obst, Gemüse und Yucca gibt es das ganze Jahr über am Haus, in der Yarina und im Ucayali gibt es reichlich Fische; wer ein Grundstück braucht, rodet sich ein Stück Urwald und nimmt es in Besitz. Ich sah kaum unterernährte Menschen, wie z. B. auf Sumatra. Fischen ist hier ein offenbar ein Gemeinrecht. Nur wenn man den an ein Privatgrundstück grenzenden Uferabschnitt befischt, kann man Ärger mit dem Eigentümer bekommen.
Die einfachste und häufigste Fangmethode besteht darin, daß zwei Personen ein mehrere Meter langes Netz gegen das Ufer hin ziehen. Viel effektiver sind die Fänge der wenigen Boote mit Außenbordmotor. Die Fischschwärme werden geortet und mit dem Netz eingekreist. Dazu springt ein Mann mit einem Netzende ins Wasser und das Boot fährt kreisförmig um den Schwarm herum zu ihm zurück. Bevor sich der Kreis schließt schlägt der im Wasser Stehende laut klatschend auf die Oberfläche, um die Fische am Entweichen zu hindern. Daneben spielt Fang und Export von Zierfischen eine wachsende Rolle und besonders an der Yarina Cocha sogar der Tourismus von Aquarianern. Auch die Behörden (Direccion Regional de Pesqueria, Region Ucayali in Pucallpa) wissen dessen Bedeutung zu schätzen.
Täglich suchte ich am Zaun vor “La Perla” die relativ wenigen Blüten, beispielsweise von Hibiscus schizopetalus, nach Insekten ab, aber die Ausbeute blieb, wahrscheinlich bedingt durch die Trockenzeit, hinter der Erwartung zurück. Im Urwald war es nicht viel besser, ich fing zwar doch eine ganze Menge Insekten, aber von dem, was ich am meisten suchte, parasitoide Dipteren der Familien Conopidae und Pyrgotidae, kein Stück. Auf den Blättern liefen bizarre Fliegen mit Stelzbeinen, die an überdimensionierte Exemplare der auch bei uns heimischen Micropezidae erinnern. Ich fing u. a. einige wenige Schwebfliegen (Syrphidae) und Raupenfliegen (Tachinidae), Raubfliegen (Asilidae), wunderschöne, sehr kontrastreich gezeichnete Waffenfliegen (Stratiomyidae) und immerhin zwei Trauerschweber (Bombyliidae), letzere recht unscheinbare, im Habitus an bei uns heimische Arten der Gattung Anthrax erinnernde Tiere. Bremsen (Tabanidae) fing ich ohnehin, tagsüber im Boot eine kleine schwarze Art und abends am Licht bei “La Perla” riesige graubraune “Brummer”. Es gibt sehr viele Libellen in vielen Arten, die aber im Querschnitt betrachtet nicht wesentlich größer und auffälliger als mitteleuropäische Arten sind. Als Beifang erbeutete ich Land- und Wasserkäfer, sehr viele Wanzen und andere Insekten, Schmetterlinge, darunter einzelne Sesien. Unmengen von Insekten kommen abends zum Licht. THOMAS hat außen auf der Terrasse ein großes Aquarium stehen, dessen Beleuchtung als Futterautomat funktioniert. Wenn sie angeschaltet ist drängen sich die Insekten nur so durch die Spalten an der Deckscheibe in das Aquarium.
Das Sammlungsmaterial an Insekten wurde sofort genadelt und kam in den zum Glück vorhandenen Trockenschrank, danach in eine dicht verschließbare Plastdose mit Styroporboden, unter Zugabe von etwas Trockengel, das Restfeuchte bindet und die Erschöpfung seines Wasserbindevermögens durch Verfärbung anzeigt.
Wir machten einige Halbtags- oder Tagesreisen in die Umgebung bis zu den Dörfern Sta. Clara/San Francisco, befischten die Mündung eines von der Cashibococha bzw. Shasho Cocha kommenden Flüßchens, die Cashibococha und andere Gewässer und fuhren mit einem Taxi 110 km Richtung Tingo Maria, wobei wir von schwer bewaffneten Militärposten kontrollierte Straßensperren passieren mußten.
Am 05.10.1997 flogen wir mit einer Militärmaschine, einer “Pilatus” nach Contamana (134 m ü NN), etwa 120 km den Ucayali abwärts. Eine Straße dorthin gibt es nicht und eine Schiffsreise würde Tage dauern. Es gibt auch keinen zivilen Flugverkehr nach Contamana, aber das peruanische Militär fliegt die Strecke regelmäßig und nimmt, soweit Platz vorhanden ist, auch Zivilisten mit. Die Preise sind moderat. Belastend sind die wenigen Minuten vor dem Start, wenn alle Luken geschlossen sind, da diese Flugzeuge nur über eine Zwangsbelüftung verfügen und sich sehr schnell aufheizen.
Die “Pilatus”, ist relativ modern im Vergleich zu der noch zur Auswahl stehenden “Antonow”. Angesichts der eingebrachten Ladungsmengen ist es erstaunlich, daß die Maschinen überhaupt abheben können. Im Gegensatz zu den Rasenpisten in Contamana, Sepahua und Atalaya, wo wir auch landeten und starteten, hat Pucallpa wenigstens eine befestigte Start- und Landebahn. Auf einem anderen Flug in der etwas größeren “Antonow” wurden in der Sitzreihe hinter mir Paletten mit Hühnern auf Hochkant eingestapelt. Die Hühner lagen in der Hitze übereinander und die Untersten überlebten das nicht.
Diese Flugzeuge gelten als technisch veraltet, schlecht gewartet, häufig überladen und daher relativ absturzgefährdet. Man beruhigte uns zwar, die Piloten würden bewußt in der Nähe des Ucayali bleiben und wären vorbereitet auf eine Notlandung auf dem Wasser, es erscheint mir aber zweifelhaft, dann noch zwischen all den Hühner-Paletten hindurch vor dem Untergang die Tür zu erreichen. Trotzdem sind die Überlebenschancen bei Absturz sicher um ein Vielfaches höher als im Jumbo-Jet.
Man hat einen herrlichen Ausblick auf den Urwald und die noch völlig unverbauten Wasserarme und auf Mäander in allen Entwicklungsstadien. Der obere Amazonas heißt hier noch Ucayali. Erst weiter unterhalb, nach Einmündung des von den Anden kommenden Maranon, kurz oberhalb Iquitos, nennen ihn die Peruaner Amazonas. Folgt man der Auffassung der Brasilianer, so heißt der Fluß sogar erst nach Einmündung des Rio Negro Amazonas. Den Amazonas gäbe es demnach nur in Brasilien und der Fluß hätte auf seinem langen Weg mindestens vier verschiedene Namen. Auf der Karte ist der Ucayali nur ein kleiner Zweig im gewaltigen Strombaum des Amazonas, an mitteleuropäischen Dimensionen gemessen ist er hier schon ein bedeutender Strom und auch ohne Ausbau schiffbar. Die ausgedehnten Sandbänke und das vorübergehende Aufteilen in Arme schränken die Schiffahrt aber erheblich ein. Nur selten sind in dem überflogenen Gebiet einzelne Gehöfte zu erkennen, manchmal auch durch aufsteigenden Rauch gekennzeichnete Brandrodungsstellen.
Contamana ist eine gemütliche Kleinstadt mit Flair. Wir übernachten im “Hostal Angusto´s”. Im dem Hotel werden in einem Nebenraum zahlreiche Landschildkröten (wahrscheinlich Chelonoides carbonaria und/oder denticulata) als lebender Fleischvorrat gehalten. Artenschutz scheint kaum jemanden zu interessieren (z. B. wird Paiche, Arapaima gigas, regelmäßig gegessen).
Fische im Bach Maquia beim Flugplatz Contamana : die Salmler Creagrutus sp. und Paragoniates alburnus, Bodensalmler, Characidium sp. und der Schlanke Fadenwels, Pimelodella gracilis.
Am nächsten Morgen fuhren wir, auf einem einachsigen Pritschenwagen sitzend, der von einem Oldtimer-Traktor gezogen wurde, auf einer unbefestigten Piste mit reichlich Schrittgeschwindigkeit 30 Kilometer in den Urwald. THOMAS hatte diese Tour schon mehrfach mit Touristen durchgeführt und stimmte uns mittels Fotos von früheren Touren darauf ein, wie es uns ergehen wird, wenn es zwischen Hin- und Rückreise regnen sollte und der Weg sich in eine Schlammpiste verwandelt. Die Fahrt endete an einem einsam gelegenen Bauernhof. Die Parkgebühr für den Trecker wird in Form von Patronen entrichtet, worauf man uns am Folgetag eine Kostprobe von einem damit erlegten Aguti (Dasyprocta) brachte. Das Wild wird beispielsweise mit Scheinwerferlicht geblendet, um es leichter erlegen zu können. Hier schleicht noch nachts der Jaguar um das Haus. Man zeigte uns den Schädel eines erlegten Jaguars. Haustiere müssen nachts in gut verschlossenen Ställen untergebracht werden. Ich fotografierte ein Hühnernest in einer Schubkarre. Das ist eine sehr praktische Lösung, die Schubkarre wird abends samt Nest und brütendem Huhn in den Stall gefahren. Im Tal unter dem Haus befindet sich ein kleiner etwa 5 m breiter Fluß, dessen Wasser durch weiter oberhalb gelegene Geothermen auf etwa 60 °C aufgeheizt ist. Nach einer Stunde Fußmarsch das Flußtal hinauf sind wir am endgültigen Ziel, dem Zusammenfluß von zwei etwa gleich starken Bächen, von denen der eine mit etwa 25 °C normal temperiert, der andere (“Aqua Caliente”) zum Verbrühen heiß ist. Dort standen zwei mit Palmblättern gedeckte Überdachungen, unter denen wir die Zelte aufschlagen konnten. Sie werden nur in größeren Abständen von Touristengruppen besucht.
Wir rissen die verschwitzen Klamotten vom Leib und legten uns dorthin, wo sich aus dem Gemisch Wasser mit der angenehmsten Temperatur ergibt. Der Kaltwasserbach ist Fundort des nur maximal 1,5 m langen Brauen Glattstirnkaimans, Paleosuchus palpebrosus, den wir schon im Terrarium bewundern konnten. Wir suchten das Tier nach bewährter Methode nachts mit der Taschenlampe, fanden aber keins. An Fischen gibt es hier nur Salmler Creagrutus cf. peruanus und Astyanax (?bimaculatus), Antennenwelse Ancistrus und einzelne Bodensalmler Characidium, die wir aber nicht erwischen konnten.
Die Gegend ist noch fast unberührt vom Menschen und mit primärem Bergregenwald bestockt. Es gibt aber Pläne, die Quellen für einen ständigen Kurbetrieb zu nutzen. Sogar ein paar Quadratmeter Sandstrand hat das Lager am Aqua Caliente. Das Klima erschien mir hier angenehmer als an der Yarina Cocha. Wenn wir nachts am Bach saßen, flogen die an Eulen erinnernden Fettschwalme, Steatornis caripensis, laut schimpfend oft tief über unsere Köpfe hinweg, so daß wir sie immer wieder erschreckt einzogen. Diese merkwürdigen Vögel ernähren sich von Früchten und orientieren sich wie Fledermäuse durch Echolotpeilung.
Wenige Kilometer bachaufwärts am Aqua Caliente tritt an einer steilen Felswand Mineralsalz aus und hunderte von Aras (Ara ambigua ?) versammeln sich da jeden Morgen, um das Salz aufzunehmen. Noch vor Sonnenaufgang bezogen wir dort ein Versteck, hatten aber Pech, die Vögel entdeckten uns vorher und blieben laut kreischend in den Baumwipfeln sitzen.
Immer wieder treten auf einer mehrere Kilometer langen Strecke heiße Quellen im Bachbett zutage, so daß das Wasser auf seinem Weg kaum Zeit zur Abkühlung findet. An vielen Stellen ist es so heiß, daß man trotz des Schutzes durch die Kleidung nicht auch nur kurz hinein treten kann. Einmal kam mir in dem heißen Wasser eine kleine, bunt geringelte, tote Schlange entgegen getrieben. Trotzdem gibt es in einigen Abschnitten des Warmwasserbaches Fische. Vor allem eine etwa 6-8 cm großer Salmlerart, Astyanax (?bimaculatus), versteht es geschickt die Stellen mit kühlem Wasser zu nutzen und dazwischen liegende Warmwasserabschnitte zu durcheilen. Am Lager warfen wir Speisereste in das heiße Wasser, die Salmler schossen blitzschnell hinein, schnappten einen Brocken und kehrten damit unbeschadet in das kühle Wasser zurück.
Auf den Blättern über dem Bach und an den Pfaden saßen oft Raubinsekten wie Libellen oder Asiliden. Es gelangen gute Fänge. Ich ging oft allein weit vom Lager entfernt sammeln, mit einer Machete fühlte ich mich halbwegs sicher. Zweimal begegneten mir abenteuerliche Gestalten mit uralten Flinten, wahrscheinlich Jäger. Das einzige Unheil, das mir zustieß, war eine Feuerameise, die sich in meine Hose verirrte und mich eine Weile herumtanzen ließ. THOMAS hatte uns nicht ohne Grund gleich am Ankunftstag vor diesen Tieren gewarnt und geraten, sich die Baumart gut einzuprägen, an der sich diese Ameisen aufhalten, aber es gab einige für mich zu ähnlich aussehende Bäume.
Leider sah ich bei meinen Exkursionen in die Umgebung erste Brandrodungen. Die größeren Bäume werden gefällt und bleiben oft einfach liegen, weil es gar keine Straßen zum Abtransport des Holzes gibt. Der Rest wird abgebrannt und dann meist sofort mit Bepflanzung oder Ausbringung des Saatgutes begonnen. Nach wenigen guten Ernten ist der Boden ausgezehrt und wird wieder sich selbst überlassen. Der Aufenthalt am Aqua Caliente war in jeder Hinsicht der positive Höhepunkt der Reise. Ich wäre gerne länger geblieben aber am 9. Oktober ging es mit dem Trecker zurück nach Contamana. Wir hatten Glück, es hat nicht geregnet.
Eine andere kleine Expedition vom 14. bis 17. 10. führt uns flußaufwärts nach Atalaya, eine Kleinstadt am Zusammenfluß von Rio Urubamba und Rio Tambo, die zusammen den Rio Ucayali bilden. Ab hier ist der Fluß schiffbar. Atalaya: 256 m ü NN; Jahresmittel 27,7 °C. THOMAS war auch noch nie dort und wußte nicht was uns erwartet. Die Tour begann mit 5 bis 6 Stunden Verspätung des Fliegers. In Atalaya bezogen wir Quartier im Hostal “Sousa” an der alten Plazza am Rio Tambo, einem nach mitteleuropäischen Maßstäben “Minus-vier- bis Minus-fünf-Sterne-Hotel”, katastrophale hygienische Verhältnisse, Ratten im “Zimmer”, nachts extrem laut. Die Wasserversorgung besteht aus zwei Blechtonnen im Hof, deren Inhalt, am Morgen mit trübem Wasser gefüllt, den ganzen Tag über reichen muß. Etwa ab Mittag sind die Latrinen bis zum Rand zugesch...  Zum Glück ist der Fluß gleich nebenan.
Exkursionen führten uns den Rio Tambo stromaufwärts, in einem Boot mit japanischem Außenbordmotor. Ein Peque-Peque hätte bei der Strömung keine Chance. Die Wanderung führte zum Indianerdorf Arija, in einem kleinen Bach mit tiefer Badestelle sahen wir: Antennenwelse Ancistrus, Salmler und Cichliden.
Am nächsten Tag fuhren wir etwa 1/2 Stunde mit dem Motorboot den Rio Tambo stromaufwärts, auf der in Fließrichtung linken Seite, bis zur Farm Canjucha: Freilaufende Rinder und Schweine; Plantagen von Citrus und Guaven (Psidium), die zitronenförmigen Zitrusfrüchte groß und relativ süß. Die Guaven-Bäume trugen nur noch vereinzelte stark madige Früchte. Wir untersuchten einen steinigen nahrungsarmen Gebirgsbach mit nur 23 °C Wassertemperatur, in dem man aufgrund der viel höheren Lufttemperatur bald zu frieren begann. Mit Wasser des Baches gefüllte Gefäße beschlugen sofort. An Fischen fingen wir wenige Arten: Antennen- bzw. Harnischwelse (Ancistrus, Chaetostoma) und  Crenurus peruanus sowie andere Salmler. Als wir am Nachmittag auf das Boot warteten, machte uns die winzige “Schwarze Fliege” (Mücke?) den Aufenthalt in Ufernähe unmöglich. Auch die Schutzkleidung (Imkernetz) half nicht, die Maschen sind zu grob, man brauchte Planktongaze.
Wir waren froh, das ungastliche und aus entomologischer und ichthyologischer Sicht wenig ergiebige Atalaya verlassen zu können. Wir hatten diesmal die Wahl zwischen Antonow und Pilatus, entschieden uns für die zuerst fliegende, teurere Pilatus und wurden dann von der größeren und schnelleren Antonow noch überholt. Aber ein größeres Mißgeschick sollte uns noch bevorstehen.
Nach ein paar weiteren Tagen an der Yarina Cocha rückte die Heimreise näher. Am Vortag kam ein Anruf, daß der für den Folgetag gebuchte Flug nach Lima wahrscheinlich ausfällt. Wir packten also Hals über Kopf unsere Sachen, um einen Tag früher nach Lima zu fliegen. Aber auf dem kleinen Flughafen herrschte bereits Panik. Die Fluggesellschaft “Aero Kontinente” (sie bietet konkurrenzlos als einzige Linienflüge nach Lima an) hatte die Lage nicht mehr im Griff. Von mehreren ausgefallenen Flügen hatten sich bereits hunderte empörter Menschen angestaut. Immer wieder wurden Hoffnungen geweckt und enttäuscht. Zwei Tage hatten wir noch Zeit, aber immer näher kam der Termin des Abflugs unserer Maschine nach Europa, obwohl uns nur eine Flugstunde von Lima trennte. Für eine Autofahrt auf der einzigen Straße über die Anden war es zu spät und sie galt auch als sehr riskant.
Schließlich boten wir trotz schon vorhandenen Tickets hohe Preise für Plätze in den wenigen kleinen (Privat?)Maschinen, die noch eintreffen und abfliegen, aber ohne Erfolg. Möglicherweise können diese auch nicht in so großen Höhen fliegen, wie das zur Überwindung der Anden nötig ist. Als wir endlich in Lima ankamen, ist unser Rückflug nach Europa längst gestartet, die Tickets sind verfallen. Jemand gab uns einen Tipp, wo wir uns beschweren konnten und MARIELLA CASTRO vom Turist Protection Bureau im Airport Lima setzte für uns durch, daß Aero Continente unseren Rückflug und die Unterbringung im Hotel in Lima bezahlen mußte. Aber wir warteten drei Tage auf den Rückflug.
Ich nutzte die Tage in Lima für Exkursionen, trotz mehrfacher Warnung vor Straßenkriminalität. Ich zog meine schäbigsten Klamotten an. Erst wollte ich mit dem Taxi zum Gipfelkreuz “Cerdo San Cristobal”, doch die Fahrer lehnten ab oder verlangten einen unzumutbaren Aufpreis. Ich ging drei oder vier Kilometer in diese Richtung, kam an einen Hang mit Slums und kehrte um. Einmal mitten in der Stadt hatte ich tatsächlich den Eindruck, verfolgt zu werden, doch als ich um eine Ecke bog, kam mir eine der im Stadtzentrum häufigen Polizei(doppel)streifen entgegen und die Leute hinter mir verschwanden in einem Tor. Ich besuchte das  “Museo de Arte” am Plaza Grau, Kirchen, die Pinta Heeren und den Botanischen Garten der Medizinischen Fakultät der San Marcus-Universität Lima, der wie in einer Stadt in der Wüste vielleicht nicht anders zu erwarten, klein und dürftig ausgestattet ist, und zusammen mit DR. ZARSKE das Naturkundemuseum. Damit ging eine interessante und abwechslungsreiche Reise zu Ende.
 

Das Falterjahr 2001
RONALD SCHILLER & MARIO GRAUL

Als erstes möchten wir allen danken, die uns bisher durch ihre Beobachtungsmeldungen und Einzelbeobachtungen unterstützt haben: Herrn FREES (Schkeuditz), Herrn EGON JUNGMANN (Altenburg), Frau EDELDRAUT KULL (Leipzig), Herrn Dr. UWE WALLBERG (Leipzig), Herrn PETER WEISBACH (Berlin) und Herrn ROLF WIEDEMANN (Hof). Für folgende Orte liegen Nachweise vor: Authausen, Battaune, Falkenberg bei Eilenburg, Jesewitz bei Eilenburg, Leipzig - Abtnaundorfer Park, Leipzig - Lehmlache Lauer, Leipzig - Lößnig, Leipzig - Rückmarsdorf, Leipzig - Schönefeld, Leipzig - Sellerhausen, Leipzig – Zentrum, Leipzig - Lindenthal, Leipzig - Wahren, Lerchenberg bei Borna, Naundorf - Ortsteil Hof bei Oschatz, Pressel, Regis-Breitingen, Schkeuditz – Altscherbitz, Tagebau Bockwitz bei Borna, Wildenhain, Winkelmühle.
 
Liste der gemeldeten Arten:
Papilio machaon (Schwalbenschwanz)
Aporia crataegi (Baumweißling)
Pieris brassicae (Großer Kohlweißling)
Pieris rapae (Kleiner Kohlweißling)
Pieris napi (Rapsweißling)
Pontia daplidice (Resedaweißling)
Anthocharis cardamines (Aurorafalter)
Gonepteryx rhamni (Zitronenfalter)
Colias hyale (Goldene Acht)
Leptidea sinapis (Senfweißling)
Melanargia galathea (Schachbrett)
Pararge aegeria tircis (Waldbrettspiel)
Lasiommata megera (Mauerfuchs)
Aphantopus hyperantus (Brauner Waldvogel)
Maniola jurtina (Großes Ochsenauge)
Coenonympha pamphilus (Kleiner Heufalter)
Vanessa atalanta (Admiral)
Vanessa cardui (Distelfalter)
Nymphalis io (Tagpfauenauge)
Nymphalis urticae (Kleiner Fuchs)
Nymphalis antiopa (Trauermantel)
Nymphalis c-album (C-Falter)
Araschnia levana (Landkärtchen)
Melitaea athalia (Gemeiner Scheckenfalter)
Boloria selene (Braunfleckiger Perlmuttfalter)
Brenthis ino (Violetter Silberfalter)
Issoria lathonia (Kleiner Perlmuttfalter)
Argynnis aglaia (Großer Perlmuttfalter)
Argynnis paphia (Kaisermantel)
Satyrium ilicis (Eichenzipfelfalter)
Thecla betulae (Nierenfleck)
Lycaena virgaureae (Dukatenfalter)
Lycaena phlaeas (Kleiner Feuerfalter)
Lycaena tityrus (Schwefelvögelchen)
Cupido minimus (Zwergbläuling)
Plebeius argus (Geißklee-Bläuling)
Plebeius idas (Bläuling)
Polyommatus icarus (Gemeiner Bläuling)
Celastrina argiolus (Faulbaumbläuling)
Heteropterus morpheus (Spiegelfleck-Dickkopffalter)
Thymelicus lineola (Schwarzkolbiger Dickopffalter)
Thymelicus sylvestris (Braunkolbiger Dickkopffalter)
Ochlodes venatus (Rostfarbiger Dickkopffalter)
Rhagades pruni (Heide-Grünwidderchen)
Adscita statices (Gemeines Grünwidderchen)
Zygaena carniolica (Blutströpfchen)
Zygaena viciae (Blutströpfchen)
Zygaena filipendulae (Gemeines Blutströpfchen)
Zygaena trifolii (Kleewidderchen)
Nola cucullatella (Kleinbär)
Meganola albula (Kleinbär)
Nola aerugula (Kleinbär)
Thumatha senex (Rundflügelbär)
Miltochrista miniata (Rosenflechtenbär)
Eilema deplana (Flechtenbär)
Eilema griseola (Flechtenbär)
Eilema lurideola (Flechtenbär)
Eilema complana (Flechtenbär)
Pelosia muscerda (Flechtenbär)
Pelosia obtusa (Flechtenbär)
Spiris striata (Gestreifter Grasbär)
Phragmatobia fuliginosa (Zimtbär)
Spilosoma luteum (Gelbe Tiegermotte)
Spilosoma lupricipeda (Weiße Tigermotte)
Arctia caja (Brauner Bär)
Elkneria pudibunda (Streckfuß)
Arctornis l-nigrum (Schwarzes L)
Lymantria monacha (Nonne)
Euproctis similis (Schwan)
Malacosoma neustria (Ringelspinner)
Lasiocampa quercus (Eichenspinner)
Macrothylacia rubi (Brombeerspinner)
Philudoria potatoria (Grasglucke)
Dendrolimus pini (Kiefernspinner)
Drepana falcataria (Sichelspinner)
Drepana curvatula (Erlensichler)
Falcaria lacertinaria (Eidechsen-Sichelspinner)
Drepana cultraria (Buchen-Sichelspinner)
Hyloicus pinastri (Kiefernschwärmer)
Mimas tiliae (Lindenschwärmer)
Laothoe populi (Pappelschwärmer)
Proserpinus proserpina (Nachtkerzenschwärmer)
Macroglossum stellatarum (Taubenschwänzchen)
Furcula bicuspis (Birkengabelschwanz)
Stauropus fagi (Buchenspinner)
Gluphisia crenata (Zahnspinner)
Pheosia gnoma (Birkenzahnspinner)
Notodonta dromedarius (Erlenzahnspinner)
Ptilodon capucina (Kamelspinner)
Pterostoma palpina (Schnauzenspinner)
Phalera bucephala (Mondvogel)
Habrosyne pyritoides (Achateulenspinner)
Thyatira batis (Roseneulenspinner)
Tetheella fluctuosa (Eulenspinner)
Ochropacha duplaris (Eulenspinner)
Achlya flavicornis (Eulenspinner)
Apoda limacodes (Große Schildmotte)
Heterogenea asella (Kleiner Asselspinner)
Lepidopsyche unicolor (Sackträger)
Zeuzera pyrina (Blausieb)
Triodia sylvina (Wurzelbohrer)
Panthea coenobita (Eulenfalter)
Colocasia coryli (Haseleule)
Acronicta rumicis (Ampfereule)
Acronicta psi (Eulenfalter)
Acronicta auricoma (Eulenfalter)
Acronicta megacephala (Aueneule)
Cryphia raptricula (Eulenfalter)
Cryphia algae (Eulenfalter)
Euxoa tritici (Eulenfalter)
Agrotis segetum (Saateule)
Agrotis clavis (Eulenfalter)
Agrotis exclamationis (Gemeine Graseule)
Opigena polygona (Eulenfalter)
Lycophotia porphyrea (Eulenfalter)
Diarsia brunnea (Eulenfalter)
Xestia c-nigrum (Schwarzes C)
Xestia triangulum (Eulenfalter)
Ochropleura plecta (Eulenfalter)
Xestia xanthographa (Eulenfalter)
Axylia putris (Eulenfalter)
Noctua pronuba (Hausmutter)
Noctua fimbriata (Gelbe Bandeule)
Noctua interjecta (Eulenfalter)
Noctua janthina (Eulenfalter)
Noctua comes (Eulenfalter)
Noctua orbona (Trockenwald-Bandeule)
Discestra trifolii (Kleefeldeule)
Melanchra persicariae (Eulenfalter)
Lacanobia oleracea (Gemüseeule)
Orthosia gothica (Eulenfalter)
Orthosia incerta (Eulenfalter)
Mythimna turca (Marbeleule)
Mythimna ferrago (Eulenfalter)
Mythimna albipuncta (Weißfleckeule)
Mythimna conigera (Eulenfalter)
Mythimna impura (Eulenfalter)
Mythimna straminea (Uferschilf-Weißadereule)
Mythimna pallens (Weißadereule)
Mythimna pudorina (Eulenfalter)
Allophyes oxyacanthae (Eulenfalter)
Conistra rubiginosa (Eulenfalter)
Conistra vaccinii (Braune Heidelbeereule)
Agrochola macilenta (Eulenfalter)
Agrochola circellaris (Ulmen-Herbsteule)
Parastichtis suspecta (Eulenfalter)
Amphipyra pyramidea (Pyramideneule)
Amphipyra tragopoginis (Dreipunkteule)
Rusina ferruginea (Schatteneule)
Dypterygia scabriuscula (Eulenfalter)
Apamea lithoxylea (Eulenfalter)
Apamea monoglypha (Wurzelfresser)
Apamea sordens (Eulenfalter)
Apamea scolopacina (Eulenfalter)
Apamea ophiogramma (Eulenfalter)
Mesapamea secalis (Getreidewurzeleule)
Mesapamea didyma (Eulenfalter)
Mesoligia furuncula (Eulenfalter)
Trachea atriplicis (Eulenfalter)
Euplexia lucipara (Purpurglanzeule)
Phlogophora meticulosa (Achateule)
Callopistria juventina (Eulenfalter)
Hoplodrina octogenaria (Gemeine Staubeule)
Hoplodrina blanda (Eulenfalter)
Hoplodrina ambigua (Eulenfalter)
Caradrina morpheus (Eulenfalter)
Amphipoea fucosa (Eulenfalter)
Ipimorpha subtusa (Eulenfalter)
Charanyca trigrammica (Dreilinieneule)
Cosmia affinis (Rotbraune Ulmeneule)
Cosmia trapezina (Trapez-Eule)
Enargia paleacea (Eulenfalter)
Arenostola semicana (Eulenfalter)
Chortodes fluxa (Eulenfalter)
Panolis flammea (Eulenfalter)
Protodeltote pygarga (Eulenfalter)
Deltote deceptoria (Eulenfalter)
Deltote bankiana (Silbereulchen)
Earias clorana (Weidenkahneule)
Bena prasinana (Großer Kahnspinner)
Catocala fraxini (Blaues Ordensband)
Autographa gamma (Gammaeule)
Macdunnoughia confusa (Eulenfalter)
Abrostola trigemina (Eulenfalter)
Laspeyria flexula (Eulenfalter)
Parascotia fuliginaria (Eulenfalter)
Rivula sericealis (Seideneulchen)
Herminia tarsipennalis (Eulenfalter)
Herminia grisealis (Eulenfalter)
Herminia tarsicrinalis (Eulenfalter)
Paracolax tristalis (Eulenfalter)
Hypena crassalis (Eulenfalter)
Hypena proboscidalis (Nesselschnabeleule)
Geometra papilionaria (Grünes Blatt)
Hemithea aestivaria (Spanner)
Thalera fimbrialis (Spanner)
Timandra griseata (Spanner)
Scopula immutata (Spanner)
Scopula nigropunctata (Spanner)
Idaea ochrata (Spanner)
Idaea muricata (Spanner)
Idaea biselata (Spanner)
Idaea fuscovenosa (Spanner)
Idaea humiliata (Spanner)
Idaea straminata (Spanner)
Idaea aversata (Spanner)
Idaea emarginata (Spanner)
Lythria cruentaria (Purpurspanner)
Aplocera plagiata (Grauspanner)
Acasis viretata (Grünlicher Gebüsch-Lappenspanner)
Lobophora halterata (Lappenspanner)
Hydria undulata (Wellenspanner)
Philereme transversata (Kreuzdornspanner)
Cidaria fulvata (Rosenspanner)
Cosmorhoe ocellata (Spanner)
Thera obeliscata (Spanner)
Chloroclysta siterata (Spanner)
Xanthorhoe fluctuata (Spanner)
Xanthorhoe quadrifasciata (Spanner)
Xanthorhoe spadicearia (Spanner)
Xanthorhoe ferrugata (Spanner)
Xanthorhoe birivata (Spanner)
Euphyia unangulata (Spanner)
Camptogramma bilineatum (Spanner)
Ecliptoptera capitata (Gelbköpfiger Springkraut-Blattspanner)
Ecliptoptera silaceata (Spanner)
Mesoleuca albicillata (Spanner)
Epirrhoe tristata (Spanner)
Epirrhoe alternata (Spanner)
Perizoma alchemillatum (Spanner)
Hydrelia flammeolaria (Spanner)
Asthena albulata (Spanner)
Eupithecia plumbeolata (Spanner)
Eupithecia abietaria ((Spanner)
Eupithecia linariata (Spanner)
Eupithecia tripunctaria (Spanner)
Eupithecia succenturiata (Spanner)
Eupithecia indigata (Spanner)
Eupithecia nanata (Spanner)
Horisme vitalbata (Spanner)
Abraxas sylvatus (Spanner)
Lomaspilis marginata (Spanner)
Cabera pusaria (Spanner)
Cabera exanthemata (Spanner)
Hylaea fasciaria (Spanner)
Campaea margaritata (Spanner)
Ennomos erosaria (Spanner)
Selenia dentaria (Spanner)
Selenia tetralunaria (Mondfleckspanner)
Ourapteryx sambucaria (Nachtschwalbenschwanz)
Epione repandaria (Spanner)
Semiothisa notata (Spanner)
Semiothisa alternata (Spanner)
Semiothisa liturata (Veilgrauer Kiefernspanner)
Semiothisa clathrata (Spanner)
Biston betularius (Birkenspanner)
Peribatodes rhomboidarius (Spanner)
Peribatodes secundarius (Spanner)
Alcis repandatus (Spanner)
Hypomecis punctinalis (Spanner)
Ectropis crepuscularia (Spanner)
Siona lineata (Spanner)
Ematurga atomaria (Spanner)

Zu den interessanten Nachweisen aus dem Leipziger Südraum gehören der Eichenzipfelfalter (Satyrium ilicis) und Zwergbläuling (Cupido minimus). Auch der Spanner Siona lineata wurde wieder beobachtet, mittlerweile auch in der Nähe von Zwenkau. Erfreulich sind auch weitere Nachweise von Pelosia obtusa (Flechtenbär), dem Gestreiften Grasbär (Spiris striata) und dem Kleinen Asselspinner (Heterogenea asella) aus der Dübener Heide. Der Nachtkerzenschwärmer  (Proserpinus proserpina) wurde als Raupe bei Oschatz in einem Hausgarten beobachtet. Hinweisen möchten wir auch auf eine Beobachtung des Blauen Ordensbandes (Catocala fraxini) aus der Umgebung Leipzigs in Schkeuditz.