Mitteilungsblatt Leipziger Entomologen

Heft 10, 2001
 


Eigentlich sollte dieses Heft schon längst erschienen sein, aber das vergangene Jahr wies so viele Turbulenzen auf, daß wir die Endfertigung immer weiter hinausschieben mußten. Nun enthält es das Jahresprogramm für 2001 und den Januar 2002. Ob wir dies alles so umsetzen können, wie wir es uns wünschen, ist aber nicht sicher. Nachdem im Sommer über eine Teilschließung unseres Museums nachgedacht wurde, zumindest die Leipziger werden sich erinnern, die bisher abgewendet werden konnte, gibt es aber weiterhin Pläne über einen Umzug und einen Anschluß an den Zoo. Wann darüber entschieden wird und wie sich das auswirken wird, wissen wir noch nicht.
RONALD SCHILLER ist innerhalb des Hauses umgezogen und nun über die 0341/9822141 zu erreichen. Seine e-mail-Adresse lautet: RonaldSchiller43@t-online.de
 
Mario GRAUL & Ronald SCHILLER


Entomologischer Veranstaltungskalender 2001 - 2002
Der Veranstaltungsort ist, sofern nicht anders angegeben, das Naturkundemuseum Leipzig, Lortzingstraße 3.

2001


2002


Statt eines Nachrufes: Erinnerungen an das Leben von MAX FÜGE (1908 – 1999)
Gerhard FIEDLER, Chemnitz

Am 04. Oktober 1999 verstarb MAX FÜGE im Alter von fast 91 Jahren. Ein erfülltes, aus zahllosen Facetten zusammengesetztes Leben fand damit ein Ende. Sein Tod schließt eine Ära, die über Generationen hinaus Voraussetzungen zum Erkennen und Schutz der Natur schaffte, die wir heute so dringend benötigen.
  Bis zuletzt war MAX bestrebt, Neues zu erfahren und Kenntnisse weiterzugeben, denn gerade diese Eigenschaften prägten sein ganzes Leben. Als Terrarianer, Aqua-rianer, Philatelist, Präparator, Büchernarr und vor allem unübertroffener Kenner un-serer heimatlichen Tier- und Pflanzenwelt konnte er allen, die zu ihm kamen, Ant-worten geben und Neues vermitteln. Dabei betrachtete er auch die Menschen kritisch – meist dauerte es längere Zeit, bis er unbe-schwert alle seine Erfahrungen und Ge-heimnisse preisgab.
  Ein Drittel seines Lebens konnte ich ihn begleiten. Eine lange Zeit und doch nicht lang genug. Sein Tod nahm mir und vielen anderen Naturfreunden nicht nur den Leh-rer, sondern einen Freund, der auch menschlichen Problemen gegenüber stets aufgeschlossen, beratend und unterstützend war. Wie oft brannte wohl das Licht in dem kleinen Raum seiner Leipziger Woh-nung bis in die frühen Morgenstunden? Der Anlaß: Ein neuer Pflegling, die Pla-nung einer Exkursion, Raritäten aus Bana-nentransporten oder „nur“ ein gemütlicher, kein Ende findender und mit Erzählungen gewürzter Gedankenaustausch.
  Max reiste nur wenig und so widmete er der Fauna seiner näheren Umgebung be-sonderes Interesse. Der Leipziger Auwald, die Harth, das Oberholz – nicht selten sprach er traurig darüber, wie diese ihm seit der Kindheit vertrauten Landschaften schrumpften oder ganz verschwanden. So unterstützte er die Erhaltung der Papitzer Lehmlachen und beteiligte sich an der Er-fassung verschiedener Insektenpopulatio-nen. Immer bemüht, jüngere Menschen den oft beschwerlichen Weg zum Einklang mit der Natur zu ebnen. Zu fremd waren ihm die nur zu Papier gebrachten Daten. „Regi-stratoren des Untergangs“ nannte er jene, die nur Daten erfassen, aber keine Aus-wege zeigen.
  Neben der Herpetofauna erregten vor allem die Gliederfüßer seine Aufmerksamkeit. Doch auch andere, meist exotische Tiere pflegte er mit großem Erfolg. Fingerspitzengefühl, Einfühlung und die Fähigkeit, Zusammenhänge zu deuten, verhalfen ihm dazu. Nicht nur in den Tümpeln der Aue oder den krautigen Ecken „seines“ Friedhofs, der fast ans Wohnhaus grenzte, kannte sich Max aus. Auch in der Hierar-chie der Universitäten schätzte man sein weniger diplomiertes, dafür praxisverbun-denes Wissen. Ob in Tharandt oder Leip-zig, stets waren die lebenden Tiere sein Aufgabenbereich, und immer war er derje-nige, der für diese „Studienobjekte“ die richtige Hand hatte.
  In den letzten Jahren verkleinerte sich sein Stück Natur immer mehr. Doch auch hier fand er Erfüllung und Freude. Blühende Stapelien, stachlige Kakteen und die verschiedensten Sukkulenten füllten seine Fensterbretter. Immer, wenn er sie dem staunenden Betrachter zeigte, verrieten seine Handbewegungen und Blicke die ihm so eigene Achtung und Ehrfurcht vor allem Lebendigen.
  Dies änderte sich auch nicht, als seine liebe, stets an seiner Seite stehende Frau vor Jahren starb. „Wer das Leben kennt, darf den Tod nicht verleugnen“ sagte er und so ging er ihm langsam, alles Wichtige ordnend, entgegen. Dabei wurde er bis zur letzten Minute begleitet. Seine Nichte gab ihm aufopferungsvoll das, was er allen vermitteln wollte – jene Menschlichkeit, um die er rang und die er doch so oft ver-schüttet sah. Heute ruht Max in einer Ge-meinschaftsanlage des Südfriedhofs. Nie war er für Orden und Denkmäler, selbst ein Grabstein sollte nicht an ihn erinnern. Doch „ das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Her-zen der Mitmenschen.“ (A. SCHWEIZER).

 
Sommerurlaub auf Teneriffa und La Gomera
Ronald SCHILLER, Leipzig
 
Die Kanarischen Inseln sind eines der be-liebtesten Reiseziele der Deutschen. Apartmentanlagen und Hotels, Strände mit Einheitsliegestühlen und Sonnenschirmen prägen das Bild in Katalogen und Medien. Daß die Kanaren viel mehr zu bieten ha-ben, merkten wir bereits bei der Reisevor-bereitung. Vor allem die reichhaltige Pflanzenwelt, besonders die Lorbeerwäl-der, und die faszinierenden Landschaften machten uns die Entscheidung, welche Insel(n) wir besuchen sollten, nicht leicht. Letztendlich fiel die Wahl auf La Gomera und Teneriffa, die wir im Juli/August 2000 besuchten. Der folgende Beitrag ist keine faunistische Abhandlung und auch kein Reiseführer. Sondern er soll, dem Profil der „Maturna“ entsprechend, Eindrücke und Beobachtungen wiedergeben. Viel-leicht gibt er auch die eine oder andere Anregung zu einem Besuch.
  Zu den Kanarischen Inseln gehören, neben Teneriffa und La Gomera, noch La Palma, Gran Canaria, Fuerteventura, Lanzarote sowie El Hierro und einige kleinere Inseln. Die Inselgruppe liegt im Atlantik, rund 100 km vor der Küste Marokkos.
  Seit ihrer Eroberung im 15. und 16. Jahr-hundert gehören die Kanaren zu Spanien. Die Urbevölkerung, die Guanchen, wurde ausgerottet bzw. assimiliert. Auf sie wird im Verlauf aber noch zurück zu kommen sein.
  Als „Insel der Seeligen“ waren die Kana-ren schon im Altertum bekannt. Sie mar-kierten das Ende der Welt nach Westen und galten als ein Paradies. Zumindest das Klima wird diesem Anspruch gerecht. Na-hezu ganzjährig liegen die Durchschnitt-stemperaturen bei 20°C. Vor allem im Nordteil der gebirgigen Inseln sorgen Pas-satwolken auch im Sommer für Feuchtig-keit. Der Südteil der Inseln ist dagegen in den Sommermonaten ausgesprochen troc-ken.
  Die Inselgruppe ist vulkanischen Ur-sprungs. Die ältesten Teile sind rund 37 Millionen, die jüngsten 2 Millionen Jahre alt. In den älteren Bereichen ist der Vulka-nismus längst erloschen. Dazu gehört La Gomera sowie das Anaga- und Tenoge-birge auf Teneriffa. Dagegen ist der Teide ein ruhender Vulkan, in dessen Umgebung man verschiedenste Spuren vulkanischer Aktivitäten findet. Der Hauptkrater soll noch zu der Zeit aktiv gewesen sein, als Kolumbus die Kanaren aufsuchte, bevor er nach Indien aufbrach und Amerika ent-deckte. Es wird angenommen, daß die In-seln nie mit dem afrikanischen Festland verbunden waren, so daß die Besiedlung der Inseln mit Tier- und Pflanzenarten durch Verschleppung und Verdriften er-folgte. Vor allem in der Pflanzenwelt las-sen sich deshalb Beispiele für Gattungen mit vielen auf unterschiedliche Lebens-räume spezialisierte Arten finden. Dazu gehören die Gattungen Euphorbia (Wolfsmilch) und Aeonium (Dachwurz). Außerdem gibt es eine Vielzahl endemi-scher Pflanzen- und Tierarten. Deshalb gehören die Kanaren zu den biogeogra-phisch und systematisch gut untersuchten Gebieten. Es gibt eine Vielzahl von Publi-kationen und Naturführern, die man zur Reisevorbereitung nutzen kann, einige fin-den Sie im Literaturverzeichnis.
  Wir wählten mit Puerto de La Cruz auf Teneriffa und Valle Gran Rey auf La Go-mera zwei bekannte Touristenzentren aus. Puerto de La Cruz liegt im Norden Tenerif-fas und damit im Einflußbereich der Pas-satwolken. Das Ergebnis war, daß sich aauch Anfang Juli, als wir da waren, na-hezu täglich Wolken bildeten und es häufig sehr windig war. Allerdings ist die Feuch-tigkeit auch die Voraussetzung für eine üppige Pflanzenwelt.
  Die Stadt – ca. 45 000 Einwohner und
30 000 Touristenbetten – liegt am Fuß des Orotavatales. Im Unterschied zu den Touristenhochburgen im Süden lebt man mit den Spaniern zusammen in einer historisch gewachsenen Stadt. Natürlich verfügt Puerto de La Cruz über Strände und ein Meerwasserschwimmbad sowie andere touristische Einrichtungen und Museen. Dazu gehört beispielsweise der Loropark, ursprünglich die größte Sammlung lebender Papageien, heute ergänzt durch Delphin- und Seelöwenschau sowie Freianlagen für Menschenaffen und andere Arten. Zwei besondere Leckerbissen sind das Aquarium – im Glastunnel läuft man durch das Haibecken – und die „Welt der Pinguine“, eine Anlage mit künstlichem Schnee und einem Lichtregime, das dem der Antarktis entspricht. Wir waren also im antarktischen Winter da, es war ganztägig dunkel! Weltberühmt ist der Botanische Garten von Puerto de La Cruz. Ursprünglich um 1788 angelegt zur Akklimatisierung tropischer Pflanzen, die der König Carlos III als Ziergehölze nach Spanien einführen wollte, bietet er heute einen wunderbaren Einstieg in die Pflanzenwelt der Kanaren. Denn gerade in den Parkanlagen und Gärten dieser Stadt kann man eine Vielzahl subtropischer und tropischer Pflanzen kennenlernen. Dazu gehören verschiedenste Palmenarten, Trompetenbaumgewächse, Mimosenverwandte, Pfefferbäume u.s.w. Aber auch typische Kanarengewächse wie Lorbeerbäume und sukkulente Wolfsmilchgewächse werden angepflanzt. Besonders artenreich sind der Taoropark, der Orchideengarten und der Risco Bello Jardin Aguatico. Im Taoropark ist der schönste Teil der Aufstieg zum Ka-sino. Hier wurde eine Wasserlandschaft mit Wasserfällen, Becken und Springbrun-nen angelegt und üppig bepflanzt. Der Or-chideengarten liegt in der Nähe des Bar-ranco Martianez am Rande des Stadtzen-trums. Hier wird zwar Eintritt erhoben und man erhält nur ein Informationsblatt mit Nummern und lateinischen Namen der Pflanzen, dafür bekommt man eine farben- und formenreiche Orchideensammlung, einen stattlichen Drachenbaum und viele andere Pflanzen zu sehen. Der Risco Bello Jardin Aguatico liegt neben dem Kasino am Rand des Taoroparkes. Über 5 Terras-sen wurde eine Wasserlandschaft mit ver-schiedensten Gehölzen, Zier- und Wasser-pflanzen angelegt, beispielsweise auch Passionsblumen und Osterluzeigewächse. Allerdings muß man auch hier Eintritt be-zahlen, der Abstieg mitten in der Stadt ist aber besonders reizvoll. Häufigste Tagfal-ter in allen Grünanlagen waren der Mon-arch (Danaus plexipus), der Kleine Kohl-weißling (Pieris rapae) und der Bläuling Cyclyrius webbianus.
  Nahe der Stadt liegt El Guanche, ein kommerzieller Nutzpflanzengarten. Hier erfährt man alles über den Bananenanbau auf den Kanaren. Außerdem werden viele weitere Nutzpflanzen der Tropen und Sub-tropen gezüchtet und vorgestellt. Einige von ihnen kann man auf Wanderungen und Fahrten in der Umgebung entdecken, bei-spielsweise Papayas und Strelitzien, die hier angebaut werden. Wie der Loropark ist auch El Guanche mit einen Gratisbus zu erreichen.
  Will man nicht auf die organisierten Bus-fahrten der Reiseveranstalter zurückgrei-fen, kann man auf Teneriffa öffentliche Busse, Taxis oder natürlich den Mietwagen nutzen. Die Insel bietet vielfältige Mög-lichkeiten für Rundfahrten und Wanderun-gen sowie einige interessante Exkursions-ziele. Für naturkundlich Interessierte sind die Canadas mit dem Teide und andere Vulkanlandschaften sowie Lorbeer- und Kanarenkiefernwälder besonders reizvoll. Aus ethnographischer und historischer Sicht sind die Pyramiden von Güimar in-teressant. Geeignete Wandergebiete sind das Orotavatal, die Kiefernwälder bei Vi-laflor sowie das Teno- und Anagagebirge.
  Bevor es um einige weiter entfernte Ziele gehen wird, soll auf Icod de los Vinos hin-gewiesen werden. Zwei Sehenswürdigkei-ten machen diesen Ort interessant, der Drachenbaum und das Schmetterlingshaus. Von Puerto de la Cruz erreicht man Icod mit dem Linienbus relativ gut, ansonsten bleibt nur die Teilnahme an einer organi-sierten Inselrundfahrt - dann reicht die Zeit vielleicht nicht für das Schmetterlingshaus oder der Mietwagen, verbunden mit der Parkplatzsuche in den engen Gassen der Stadt.
  Der Drachenbaum ist eines der Wahrzei-chen der Insel. Drachenbäume gehören zu den Liliengewächsen, sind also eigentlich gar keine Bäume. Die Altersbestimmung ist entsprechend schwierig, Tourismusbü-ros sprechen von mehreren tausend Jahren, Wissenschaftler von 300 – 500 Jahren. Drachenbäume sind auf den makaronesi-schen Inseln (Kanaren, Kapverden und Madeira) endemisch, die nächsten Ver-wandten gibt es in Ostafrika. Zwar wurden die meisten Drachenbäume in der Vergan-genheit abgeholzt, es gibt kaum ältere Ex-emplare, aber durch intensive Schutzmaß-nahmen und Kultivierung ist der Bestand heute gesichert. In Park- und Hotelanlagen findet man überall junge Exemplare!
  Ganz in der Nähe liegt das Schmetterlingshaus „Mariposario del Drago“, dessen Besuch sich auf jeden Fall lohnt. Das Arten- und Individuenspektrum ist sehr reich-haltig und entspricht dem anderer Häuser. Bei unserem Besuch fielen beispielsweise Graeca otto, Papilio palinurus, Graphium agamenmon, Morpho peleides, Heliconius charitonia, Dryas julia, Papilio memmnon und Papilio polytes auf. Besonders reizvoll waren ein über und über mit Samia ricini besetzter Baumstamm und mehrere Attacus atlas, die das besondere Interesse der Fo-tografen auf sich zogen
  Mit 3715m ist der Pico del Teide der höchste Berg Spaniens. Als Kegel erhebt er sich innerhalb eines ca. 17x12km großen Einsturzkraters. Das gesamte Gebiet ist Nationalpark. Am östlichen Eingang befindet sich ein Informationszentrum und ein Botanischer Garten. Auf ca. 2000m Höhe schließt sich eine Panoramastraße an, auf der man das Gebiet durchqueren kann. Regelmäßig eingerichtete Aussichtspunkte mit Informationstafeln und Parkmöglich-keiten ermöglichen es den Besuchern, die eindrucksvolle Landschaft mit erkalteten Lavaströmen, Tuff- und Obsidianablage-rungen sowie bizarren Gesteinsformatio-nen zu erleben. Im Sommer waren viele der charakteristischen Pflanzen verblüht und teilweise vertrocknet. Zu den endemi-schen Arten gehören der Teide-Nattern-kopf und die Teide-Skabiose. An Insekten sahen wir nur Cyclyrius webbianus und eine sehr große Raubfliege. Regelmäßig kam die Kanareneidechse vor. Ein auffälli-ger Vogel war auch in dieser Höhe die Turteltaube. Auf den Teide hinauf führt eine, im Sommer sehr stark frequentierte, Kabinenbahn. Das Besteigen des eigentli-chen Gipfels ist genehmigungspflichtig und begrenzt. Genehmigungen erhält man nur in der Inselhauptstadt Santa Cruz. Te-lefonnummer und Anschrift bekommt man über die örtlichen Reiseleiter. Den Teide erreicht man am günstigsten mit dem Mietwagen. Von Puerto de la Cruz führt eine kurvenreiche, aber gut ausgebaute, Straße über das Orotavatal hinauf. Aus den Urlauberzentren im Südwesten (Los Chri-stianos, Playa de las Americas u.a.) gibt es eine neue Straße, die auf einigen Karten nicht eingezeichnet ist. Auf dieser Strecke durchquert man die Kiefernwälder von Vilaflor und umgeht die kurvenreiche, enge und etwas holprige Straße von Süden über Granadilla de Orbona. Sehr reizvoll ist die Anfahrt von Westen über Chio. Sie führt durch Lavalandschaften und Kie-fernwälder zum Pico Viejo, dem letzten Ausbruchkrater an der Flanke des Teide.
  Der westliche Teil der Insel wird vom Te-nogebirge geprägt. Dieser Teil ist geolo-gisch wesentlich älter als die Umgebung des Teide. Die Erosion hat tiefe Schluchten gegraben, die Barrancos. Bekannteste tou-ristische Attraktion ist das Bergdorf Ma-sca, das erst seit einigen Jahrzehnten über eine Straße an die Außenwelt angeschlos-sen ist. Diese Straße soll durch das Teno-gebirge nach Buenavista del Norte führen, wir konnten sie leider nicht weiterfahren, da an ihr gebaut wurde. Masca gibt einen Eindruck von der Landschaft vor der Ein-führung der Plantagenwirtschaft und der touristischen Erschließung. Aus Naturstein gebaute Häuser und winzige Terrassenfel-der schmiegen sich an die Berghänge und Felsen. Umgeben ist der Ort von einer ge-waltigen Bergkulisse.
  Im Tenogebirge gibt es eine Reihe von Wandermöglichkeiten. Unser Ziel war der Lorbeerwald bei Adeje. Nachdem wir das Auto abgestellt hatten, suchten wir die Casa Forstal-Station auf, gegenüber begann ein unbefestigter Fahrweg, der uns nach ca. 30 Minuten zum Beginn des Naturparkes führte. In der Kulturlandschaft flogen Maniola jurtina ssp. hispulla, Cyclyrius webbianus, Pieris rapae und Pararge xiphoides sowie Colias crocea. Als wir den Lorbeerwald erreichten, zog allerdings Nebel auf, so daß wir keine Insekten mehr sahen. Die Lorbeerwälder der Kanarischen Inseln waren einer der Hauptgründe für unseren Besuch. Auf Teneriffa, La Gomera und La Palma gibt es die letzten Reste dieser Pflanzengesellschaft, die im Tertiär den Mittelmeerraum prägte. Vergleichbare Wälder findet man es erst wieder in Asien. Kennzeichnend sind verschiedene Lorbeerarten, ein hoher Reichtum an Epiphyten und Farnen sowie eine Vielzahl, oft endemischer, krautiger Pflanzen. Lorbeerwälder wachsen nur im Einflußbereich der Passatwolken. Als Ersatzgesellschaft für abgeholzte Bestände entwickelt sich der Fayal-Brezal, eine Strauchgesellschaft mit Gagelbaum und Baumheide, die gegen Trockenheit wesentlich unempfindlicher ist.
Oberhalb von Puerto de la Cruz erstreckt sich eine der reizvollsten Landschaften, die bereits Alexander von Humboldt bei sei-nem Besuch auf Teneriffa pries. Zwar wurde die Landschaft bis in die Gegenwart im unteren Bereich stark verbaut und wird auch gegenwärtig intensiv landwirtschaft-lich genutzt, vor allem im oberen Teil ist sie aber von beeindruckender Schönheit. Oberhalb der Stadt La Orotava liegen meh-rere, von Terrassenfeldern umgebene Orte. Nach der Ortschaft Aguamansa beginnen dann die Wälder, die sich bis zum Kamm erstrecken. Zwar überwiegen Kanarenkie-fern-Wälder, aber es gibt auch Flächen mit Fayal-Brezal und kleinere Standorte von Lorbeerwäldern.
  Ein günstiger Ausgangspunkt für Wande-rungen ist La Caldera, wenige Kilometer oberhalb von Aguamansa. In einem ehe-maligen Vulkankrater befindet sich ein Grillplatz, oberhalb davon eine Gaststätte. Außerdem gibt es Parkplätze und eine re-gelmäßige Linienbusverbindung nach Puerto de la Cruz. Von La Caldera führen verschiedene Wanderwege in die umlie-genden Wälder. Zu den Wanderzielen zählt beispielsweise „Los Organos“, eine Basalt-säulenformation, die nur wenige Kilometer entfernt ist. Geht man diesen Weg weiter, trifft man auch auf Reste von Lorbeerwäl-dern. Überwiegend ist die Region aber von Kiefernwäldern und kleineren Fayal-Bre-zal-Flächen bestanden. Zu den beobachte-ten Schmetterlingsarten gehörten in der Umgebung von Aguamansa Gonepteryx cleopatra ssp. cleobule, Vanessa indica, Thymelicus acteon ssp. christi, Maniola jurtina ssp. hispulla, Cyclyrius webbianus, Pieris rapae, Pontia daplidice und Pararge xiphoides sowie Macroglossum stellatarum. Allerdings befinden sich auch diese Gebiete im Sommer häufig im Einfluß-bereich der Passatwolken, die oftmals innerhalb weniger Minuten heraufzogen.
  Zwischen Aguamansa und der Höhen-straße zum Teide befinden sich weitere Park- und Rastplätze, die als Ausgangs-punkt für Wanderungen in die Kanarenkie-fern-Wälder genutzt werden können. Auch die Kanarenkiefer ist an die Lebensbedin-gungen des Passatklimas angepaßt. Ihre Nadeln sind besonders lang und „kämmen“ die Feuchtigkeit aus den Wolken. Die Bo-denvegetation ist im Sommer recht spär-lich, neben einigen Sträuchern des Fayal-Brezal sind vor allem Zistrosen auffällig. In diesen Gebieten flogen Maniola jurtina ssp. hispulla, Aricia agestis ssp. cramera, Pararge xiphoides und Argynnis pandora.
  Das dritte naturkundlich hoch interessante Gebirge - das Anagagebirge - liegt im Nordosten der Insel. Während unseres Aufenthaltes konnten wir es aus zeitlichen Gründen leider nicht besuchen. Es war sehr regelmäßig von Passatwolken eingehüllt. Auch dort finden sich Lorbeerwälder und viele endemische Pflanzen.
  Abschließend sollen noch zwei, aus kul-turhistorischer bzw. landschaftlicher Sicht, besonders reizvolle Ziele vorgestellt wer-den. Auf der Ostseite der Insel, nahe der Autobahn, befindet sich zwischen Arafo und Güimar der Archäologiepark "Parque Etnografico Piramides de Güimar". Finan-ziert wurde er vom Reeder FREDDI OLSEN, dessen Schiffe und Fähren die Kanarischen Inseln untereinander verbinden. Ausgelöst wurde das Projekt durch THOR HEYERDAHL, dessen Bücher die meisten von uns kennen dürften. So ist es ver-ständlich, daß die Ausstellung und auch ein Film sehr deutlich auf seine Ideen Bezug nimmt. Auf dem Gelände gibt es mehrere kleinere Stufenpyramiden zu sehen, die den Guanchen zugeschrieben werden. Die Urbevölkerung der Kanaren besiedelte die Inseln vermutlich in mehreren Wellen von Nordwestafrika, eventuell auch Südwest-europa, aus. Bis zur Vernichtung ihrer Kul-tur lebten sie in einer steinzeitlichen Gesellschaft, über die es allerdings nur wenige Quellen gibt. Neben archäologischen Funden, Felszeichnungen und einigen Steinsetzungen liegen nur wenige schriftliche Zeugnisse aus der Zeit der Kolonialisierung vor. Auf dem Gelände werden auch Nachbildungen verschiedener Schilfboote gezeigt. Gemeinsam mit einer gut gemachten Ausstellung, die die Hypo-thesen von THOR HEYERDAHL über den kulturellen Austausch zwischen Europa, Afrika und Amerika in präkolumbianischer Zeit erläutert, sollen sie seine Annahmen verdeutlichen. Heute finden auf dem Ge-lände Ausgrabungen durch die Universität La Laguna statt.
  Zwischen La Laguna und dem Teide ver-läuft auf der Cordillera Dorsal eine Höhen-straße. Im nordöstlichen Teil durchquert sie überwiegend Kiefernwälder. Nach der Einmündung der Straße, die von Adeje und Güimar hinauf führt, erreicht man in Richtung Teide eine stark vulkanisch ge-prägte Landschaft mit Vulkankegeln, Ascheablagerungen u.v.a.
  Nach 2 Wochen führte unsere Reise weiter nach La Gomera. Die günstigste Verbindung ist die Fähre von Los Christianos nach San Sebastian. Von dort ging es per Bus weiter nach Valle Gran Rey. Dabei gewannen wir einen ersten Eindruck von der Insel. La Gomera ist wesentlich älter als Teneriffa. Die ältesten Gesteine werden auf rund 19 Millionen Jahre datiert. Die letzten vulkanischen Ereignisse fanden vor 2,8 Millionen Jahren statt. Der höchste Berg der Insel ist der Garajonay (1468m). Er erhebt sich nur wenig über die zentrale Hochfläche. Das Landschaftsbild prägen tiefe Schluchten, die Barrancos. Mehr als 50 hat man gezählt. Sie verlaufen mehr oder weniger sternförmig von der zentralen Hochfläche zum Meer. Ein weiteres typische Landschaftsbild sind die Roques, freigewitterte Vulkanschlote.
  Im Zentrum der Insel liegt der größte ge-schlossene Lorbeerwald der westlichen Paläarktis. Als Nationalpark „Garajonay“ gehört das Gebiet zum Weltnaturerbe und steht auf der UNESCO-Liste. Ihn zu besu-chen, war das Hauptanliegen unserer Reise.
  Valle Gran Rey ist der wichtigste Touri-stenort der Insel und liegt im Südwesten. Der Bustransfer dauert rund 1,5 Stunden. Das „Tal des Großen Königs“ erstreckt sich über mehrere Kilometer und ist im oberen Teil von Terrassenfeldern und Pal-menhainen und im unteren Teil von Bana-nen- und Mangoplantagen geprägt. Meh-rere kleine Orte erstrecken sich entlang der Hauptstraße. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es überwiegend in Apartmentanlagen und bei Privatvermietern.
  Während der obere Teil des Tales vom Tourismus kaum beeinflußt wird, hat sich im unteren Bereich eine touristische Infra-struktur in den Ortsteilen La Playa, La Puntilla und Vueltas entwickelt. Allerdings ist sie nicht mit der auf Teneriffa zu ver-gleichen. Die Ortskerne umfassen nur we-nige hundert Meter und die Strände sind, mit Ausnahme von La Playa, bescheiden. La Gomera ist nicht die Insel der Badelu-stigen, sondern der Wanderer und Moun-tainbiker.
  Zwar gibt es auch auf La Gomera organi-sierte Busrundfahrten und Jeepsafaris, aber eine Rundfahrt mit dem Leihwagen ist we-sentlich günstiger. Sinnvoll ist es auch, sie auf zwei Tage zu verteilen. Unsere Fahrt führte am ersten Tag an die Nordküste über Vallehermoso und Hermigua nach San Sebastian und zurück über den Haupt-kamm der Insel. Am zweiten Tag besuch-ten wir den Südteil. Für beide Fahrten be-nötigt man Zeit, denn die Straßen sind teilweise eng und kurvenreich. Die Insel-topographie bedingt, daß man immer wie-der Bergrücken zwischen den einzelnen Tälern überqueren muß. Außerdem bieten sich immer wieder Fotostops oder kleinere Wanderungen an.
  Der Nordteil ist auch im Hochsommer grün, denn auch hier wirken sich die Pas-satwolken aus. Einen ersten Stop sollte man zwischen Epina und Vallehermoso einlegen. Hier kann man an der Einmün-dung eines Forstweges parken und gewinnt einen ersten Einblick von der Landschaft. Das Tal von Vallehermoso ist für seine Palmhonigproduktion berühmt. Dazu wer-den Dattelpalmen im Kronenbereich geritzt und der abgeschiedene Saft in Eimern auf-gefangen. Nach dem Aufkochen entsteht ein goldgelber, zäher Sirup. Nach der Durchquerung des Ortes bietet sich ein Rastplatz an. Hier flog eine Satyrine, ver-mutlich Hipparchia wyssi. Leider gelang weder ein Foto noch eine Videoaufnahme. Über Las Rosas und Agulo führt die Straße nach Hermigua, einer langgestreckten Ort-schaft, die häufig Ausgangs- oder End-punkt von Nationalparktouren ist. Von dort ging es in die Inselhaupstadt San Seba-stian, mit 5000 Einwohnern der größte Ort. Im kleinen Stadtzentrum steht der Brun-nen, aus dem Kolumbus das Wasser ent-nommen haben soll, mit dem Amerika ge-tauft worden ist. Wesentlich aufregender ist die Rückfahrt über die Höhenstraße mit ihren vielfältigen Ausblicken gewesen.
  Im Hochsommer ist der Südteil ausgesprochen trocken. Auch hier erlebt man trotzdem beeindruckende Landschaften. Nur einen kurzen Stop legten wir in Playa de Santiago ein, wo ein neues Urlauber-zentrum geschaffen wurde. Hier liegt auch der Flughafen der Insel, allerdings wurde der Linienverkehr anscheinend schon wieder eingestellt. Auf der Rückfahrt nach Valle Gran Rey sollte man die Straße Richtung Chipude, El Cercado und Las Hayes nehmen, die durch Kiefernwälder und Teile des Lorbeerwaldes führt.
  Durch den Lorbeerwald führen eine ganze Reihe von Wanderwegen. Beliebter Aus-gangspunkt ist der Parkplatz am Fuß des Garajonay, den man am Morgen besteigen sollte, bevor die Touristenbusse eintreffen. Innerhalb weniger Minuten erreicht man den Gipfel auf einem gut ausgebauten Weg von der Straße aus. In den Lorbeerwald führt ein schmaler Pfad vom Parkplatz aus. Dann geht es nur noch bergab, teilweise sind Stufen angelegt. Der Weg führt zuerst durch Fayal-Brezal, bevor der eigentliche Wald erreicht wird. Er ist auch im Sommer recht dunkel, an den wenigen lichten Stel-len sahen wir Gonepteryx cleopatra ssp. cleobule und Argynis pandora. Im Sommer war die Bodenvegetation recht spärlich, aber Farne und Flechten erzeugten einen urtümlichen Eindruck. Theoretisch kann man den Weg bis Hermigua laufen, müßte dann aber mit dem Taxi zurückfahren. Will man zum Parkplatz zurück, muß man ir-gendwann umkehren und wieder nach oben steigen. Bei geführten Wanderungen wird der Rücktransport organisiert.
  Das Informationszentrum der National-parkverwaltung erreicht man entweder von Norden über eine Straße, die bei Las Rosas beginnt, oder von der Höhenstraße über einen asphaltierten Fahrweg. Letztere Va-riante wählten wir. Die Straße ist relativ schmal und unübersichtlich, aber gut zu fahren. Sie führt an mehren Aussichts-punkten vorbei, von denen man auf Valle-hermoso und den Nationalpark blicken kann. Eine kleine Ausstellung und ein bo-tanischer Garten geben eine gute Einfüh-rung in das Gebiet, auch wenn man der spanischen Sprache nicht mächtig ist. Wir hatten bei unserem Besuch allerdings einen Regentag erwischt, so daß Fahrt und Auf-enthalt etwas kürzer ausfielen.
  Ein spannender Abschluß unserer Reise war eine Bootsfahrt auf dem Atlantik. Zwar kann man auch von Teneriffa an or-ganisierten Delphin- und Walfahrten teil-nehmen, wir entschieden uns aber auf An-raten von Bekannten für den Bait &Tackle Shop von Capitano CLAUDIO. In einem kleinen Boot ging es rund 16 km auf den Atlantik hinaus, dort wo an der Südküste La Gomeras normalerweise Pilotwale und Delphine leben. La Gomera gilt als Para-dies für „Whale-Watching-Trips“, mit et-was Glück soll man auch große Haie beob-achten können. Wir hatten allerdings kein Glück, wurden aber mit einer Fahrt entlang der zerklüfteten Südküste entschädigt.
  In Valle Gran Ray selbst sahen wir nur wenige Schmetterlinge, meist waren es Danaus plexippus oder Pieris rapae. Ein-mal flog Danaus chrysippus.
Literaturtips:
BERGMANN, H.-H. & W. ENGLÄNDER (1995): Reiseführer Natur Kanarische In-seln.- BLV, München, 160 S.
BÖRJES, I. (1999): Teneriffa.- Michael Müller Verlag, Erlangen, 374 S.
GOETZ, R. (1998): La Gomera.- Peter Meyer Reiseführer, Frankfurt am Main, 320 S.
SCHMIDT, H. (1997): Pflanzen auf Tene-riffa.- Basilisken-Presse, Marburg an der Lahn, 230 S.

 

Entomologische Beobachtungen während eines Urlaubs in Bulgarien
Danilo MATZKE, Leipzig

 Einleitung
In dem sehr bekannten Urlaubsort Gold-strand bei Varna verbrachten meine Fami-lie und ich vom 22.Juli 2000 bis 4.August 2000 den Erholungsurlaub am Schwarzen Meer. Der Goldstrand ist von Varna, der drittgrößten Stadt Bulgariens, 18 km ent-fernt. Diese schon zu DDR-Zeiten recht oft besuchte Urlaubsregion hatte sich zu einem großen Erholungskomplex gemausert. So entstanden viele neue Hotelanlagen oder werden noch saniert. Das sehr gute Frei-zeitangebot und der schöne Sandstrand konnten nicht über die Probleme, die Bul-garien mit der entstehenden Marktwirt-schaft hat, hinwegtäuschen. Das wurde gerade dann sehr deutlich, wenn man die Wälder hinter den Hotelanlagen betrat und fast pausenlos über wilde Müllhalden stol-perte.
  Die östliche Grenze des sonst sehr reiz-vollen und vielfältigen Bulgariens bilden die Strände des Schwarzen Meeres. Die Küste mit vielen Buchten und sandigen Stränden erstreckt sich auf eine Länge von 380 km. Im Sommer beträgt die durch-schnittliche Temperatur der Luft ca. 28°C und des Wassers ca. 25°C. Das Gebiet um Varna wird vom Meeresklima und vom milden Kontinentalklima beeinflusst. So war es, trotz der Temperaturen von bis zu 45°C im Landesinneren, durch die leichten Winde vom Meer bei 35°C recht ange-nehm. In der durch die Ausläufer des Bal-kan geprägten Landschaft gibt es viele un-terschiedliche und oft miteinander ver-zahnte Habitate. Diese Lebensräume er-kundete ich während einzelner Exkursio-nen im Erholungskomlex Goldstrand und in der näheren Umgebung. Ein Busausflug zur etwa 80 km südlich von Varna gelege-nen romantischen Altstadt von Nessebar gehörte ebenfalls zum Familienurlaub.
  Nachfolgend möchte ich verschiedene Lebensräume vom Goldstrand und der Umgebung mit Hinweisen auf bemerkenswerte Arten vorstellen:
 

Meeresstrand und Küstenwald:
Diese Landstriche zeichnen sich durch einen breiten Sandstrand aus, an den sich eine hüglige Landschaft mit Kalkgestein und dorniger Vegetation sowie einem Kü-stenmischwald aus Koniferen und Eichen anschließt. An einem Yachthafen war der Sandohrwurm (Labidura riparia) am Strand sehr häufig. Hier wurden sowohl Imagines als auch Larven in allen Stadien gefunden. L.riparia scheint hier eine kon-tinuierliche Entwicklung ohne Diapause durchzuführen. An den trockenen Hängen mit vielen Kalksteinhaufen wurde der für Europa sehr große Hundertfüßer (Scolo-pendra cingulatus) als Larve und adultes Tier unter Steinen beobachtet. Auch 3 ver-schiedene und kleinere Schwarzkäferarten wurden hier entdeckt. Der sehr interessante Spinnenläufer (Scutigera coleoptrata) war auch hier in den Ritzen von Baumrinde und in Steinhaufen allgegenwärtig.

Trockenrasen
An der Straße nach Albena schloß sich ein ausdauernder Trockenrasen mit vielen ver-schiedenen Grasarten an den gerade be-schriebenen Lebensraum an. Hier wurden sehr viele Heuschreckenarten nebeneinan-der beobachtet. Bemerkenswert vor allem durch seine Größe war der Südliche War-zenbeißer (Decticus albifrons). Interessant war auch das Farbenspiel von Tylopsis liliifolia, wobei bräunliche Tiere am dorti-gen Gebüsch vorkamen und grüne Tiere auf der Wiese. Die Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falcata) und die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) waren ebenfalls vertreten. Die Sägeschrecke (Saga pedo) wurde zwar nicht gefunden, wird aber in diesem zusagendem Biotop vermutet.

Wald und Buschlandschaft:
In waldreicheren Lebensräumen, die auch meist auch feuchter waren, fiel mir beson-ders die Überwucherung von Kletter- und Rankenpflanzen auf Bäumen und Sträu-chern auf. Hierbei handelt es sich um Efeu, Hopfen und ähnliches. Gerade im Sommer entstand durch das Wachstum dieser Pflan-zen ein dichtes grünes Geflecht, das mit etwas Phantasie an einen tropischen Re-genwald erinnerte.
  Der Bulgarische Ohrwurm (Forficula smyrnensis) war hier besonders unter Rinde von Kastanien häufig. Beim Entfer-nen von loser Rinde flog des öfteren die Pyramideneule Amphipyra pyramidea und die Saateule Agrotis segetum auf.
  Beim Abkeschern von Gebüschen fiel mir die aus Nordamerika eingeschleppte Büf-felzirpe (Stictocephalus bisonia) auf. Auf blühendem Gebüsch wurden die sehr auf-fallende Holzbiene (Xylocopa violacea) und die Rotstirnige Dolchwespe (Scolia flavifrons) beobachtet. Beide sind durch Form und Farbe bemerkenswert, aber für die südosteuropäische Region eher typisch.

Strandbereich um die Altstadt Nessebar:
Die Altstadt liegt auf einer Halbinsel und ist mit der Neustadt und dem Erholungs-komplex Sonnenstrand durch eine Stra-ßenbrücke verbunden. Die romantische Altstadt ist ein sehr beliebtes Reiseziel und deshalb eine große Touristenattraktion. Der schmale Strandstreifen um die Altstadt hat kaum Sand und ist vielfach steinig mit großen Muschelhaufen versehen. Hier wurde der Meeresstrandohrwurm (Aniso-labis maritima) in Anzahl gefunden. Aller-dings wurde diese Art nur dort beobachtet. An den sandigen Ufern der Verbindungs-brücke und am Hafen hingegen wurde die Art vom Sandohrwurm (Labidura riparia) vertreten. Was hier sehr interessant ist - daß beide Arten so dicht nebeneinander auftraten, denn beide sind sehr räuberisch und auch ihre Lebensweise ist sehr ähnlich. Eine kontinuierliche Entwicklung wird auch bei beiden Arten anhand der gefun-denen Larvenstadien stark vermutet. Ver-suche von Vermischung der Arten auf den direkt nebeneinander liegenden Lebens-räumen war nicht eindeutig feststellbar.

 
Liste der beobachteten und gefundenen Arten

 Saltatoria
-Südlicher Warzenbeißer (Decticus albifrons)
-Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falcata)
-Leptophyes punctatissima
-Wanderheuschrecke (Locusta migratoria) oder Ägyptische Heuschrecke (Anacridium aegypticum)
-Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa)
-Weinhähnchen (Decanthus pellucens)
-Langflüglige Schwertschrecke (Conocephalus discolor)
-Tylopsis liliifolia
-rotflüglige Schrecke (Bryodema tuberculata oder Calliptamus italicus

Dermaptera
-Anisolabis maritima
-Labidura riparia
-Forficula smyrnensis
-Forficula auricularia
Mantodea
-Mantis religiosa
Käfer (Coleoptera)
Laufkäfer (Carabidae)
-Harpalus pubescens
-Amara spec.
-Harpalus spec.

Blatthornkäfer(Scarabaidae)
-Oxythyrea funesta
-Criocephalus rusticus
-Glühwürmchen (Luciola spec.)

übrigen Gliedertiere
-Haplophilus subterraneus
Tausenfüssler
-Tachypodoiulus spec.)

Hundertfüsser (Chilopoda)
- Scolopendra cingulatus
-Lithobius forficatus

Spinnentiere:
-Zebraspinne (Argiope bruennichi) nur Männchen

Schnabelkerfe (Hemiptera)
Heteroptera
-Prostemma guttula
-Piezodorus lituratus
-Palomena prasina
-Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus)
-Ameisenwanze (Myrmecoris spec.)
-Streifenwanze (Graphosoma spec.)
-Carpocoris fuscispinus

Homoptera
-Büffelzirpe (Stictocephalus bisonia)

Neuroptera
-Euroleon nostras

Lepidoptera
-Segelfalter (Iphiclides podalirius)
-Gemeiner Bläuling (Polyommatus icarus)
-Polyommatus daphnis
-Celastrina argiolus
-Mauerfuchs (Lasiommata megaera)
- Pyramideneule Amphipyra pyramidea
- Saateule Agrotis segetum

Zweiflügler (Diptera)
Schwebfliegen (Syrphidae)
-Volucella zonaria

Bremsen (Tabanidae)
-Rinderbremse (Tabanus bovinus)
-Tabanus sudeticus

Hautflügler (Hymenoptera)
-Rotstirnige-Dolchwespe (Scolia flavifrons)
-Holzbiene (Xylocopa violacea)
-Heuschrecken-Sandwespe (Sphex rufocintus)
-Kreiselwespe (Bembix rostrata)
-Myrmilla spec.
-Feldwespe (Polistes spec.)

Ameisen(Formicidae)
-Camponotus vagus o.ä. Art
-Ernteameise (Messor barbara)
-Crematogaster scutellaris

Grabwespen (Sphecidae)
-Sceliphron destillatorium
 

Das Falterjahr 1999
Ronald SCHILLER

 Auch dieses Mal möchten wir auf die Sammelergebnisse zurückblicken. Im Ver-gleich zu den vergangenen Jahren liegen wesentlich weniger Daten vor, trotzdem sind es immer noch 251 Arten, die nach-gewiesen wurden. Die Meldungen stam-men von A. DÄBRITZ (Leipzig), J. KELLNER (Dessau), M. SCHAARSCHMIDT (Leipzig) sowie DR. U. WALLBERG (Leip-zig) und uns. Folgende Fundorte wurden genannt: Bienitz bei Leipzig, Deutzen bei Borna/Hoyersdorf, Leipzig – Burgaue, Leipzig – Connewitzer Holz, Leip-zig/Lindenthal, Leipzig/Lindenthal – GVZ, Leipzig/Lützschena, Leipzig/Wahren – Gartenanlage, Leipziger Au-wald/Domholzschänke, Liebertwolkwitz Tongrube, Schkeuditz - "NSG Luppeaue" - Gundorfer Linie und Papitzer Lehmlachen, Taucha bei Leipzig und Wachau – Schmetterlingswiese.

 
Papilio machaon - (Schwalbenschwanz)
Aporia crataegi - (Baumweißling)
Pieris brassicae - (Großer Kohlweißling)
Pieris rapae - (Kleiner Kohlweißling)
Pieris napi - (Rapsweißling)
Pontia daplidice - (Resedaweißling)
Anthocharis cardamines - (Aurorafalter)
Gonepteryx rhamni - (Zitronenfalter)
Colias hyale - (Goldene Acht)
Leptidea sinapis - (Senfweißling)
Melanargia galathea - (Damenbrett)
Aphantopus hyperantus
Maniola jurtina - (Großes Ochsenauge)
Coenonympha pamphilus - (Kleiner Heufalter)
Vanessa atalanta - (Admiral)
Cynthia cardui - (Distelfalter)
Inachis io - (Tagpfauenauge)
Aglais urticae - (Kleiner Fuchs)
Polygonia c-album - (C-Falter)
Araschnia levana - (Landkärtchen)
Euphydryas maturna - (Eschen-Scheckenfalter)
Issoria lathonia - (Kleiner Perlmutterfalter)
Argynnis paphia - (Kaisermantel)
Satyrium ilicis
Satyrium pruni
Lycaena phlaeas - (Kleiner Feuerfalter)
Lycaena tityrus)
Polyommatus icarus - (Gemeiner Bläuling)
Maculinea nausithous
Celastrina argiolus - (Faulbaumbläuling)
Thymelicus sylvestris - (Braunkolbiger Dickkopf-falter)
Ochlodes venatus
Nola cucullatela
Meganola albula
Thumata senex - (Rundflügelbär)
Eilema lurideola
Eilema complana
Phragmatobia fuliginosa - (Zimtbär)
Spilosoma luteum - (Gelbe Tigermotte)
Spilosoma lubricipeda - (Weiße Tigermotte)
Arctia caja - (Brauner Bär)
Calliteara pudibunda - (Streckfuß)
Orgyia antiqua - (Schlehenspinner)
Lymantria dispar - (Schwammspinner)
Sphrageidus similis - (Schwan)
Euproctis chrysorrhoea - (Goldafter)
Lasicampa quercus - (Eichenspinner)
Euthrix potatoria  - (Grasglucke)
Watsonalla binaria
Mimas tiliae - (Lindenschwärmer)
Macroglossum stellatarum - (Taubenschwänzchen)
Deilephila elpenor - (Mittlerer Weinschwärmer)
Furcula furcula
Gluphisia crenata
Drymonia ruficornis
Pheosia tremula – (Pappelzahnspinner)
Pheosia gnoma - (Birkenzahnspinner)
Notodonta dromedarius - (Erlenzahnspinner)
Ptilodontella cucullina - (Ahornspinner)
Pterostoma palpinum - (Schnauzenspinner)
Clostera anastomosis
Habrosyne pyritoides - (Achateulenspinner)
Thyatira batis- (Roseneulenspinner)
Cymatophorima diluta
Apoda avellana - (Große Schildmotte)
Acronicta rumicis - (Ampfereule)
Acronicta psi
Craniophora ligustri - (Ligustereule)
Cryphia algae
Agrotis segetum - (Saateule)
Agrotis clavis
Agrotis exclamationis - (Gemeine Graseule)
Diarsia brunnea
Diarsia rubi
Xestia c-nigrum - (Schwarzes C)
Xestia triangulum
Xestia ditrapezium
Ochropleura plecta
Xestia xanthographa
Axylia putris
Graphiphora augur
Cerastis leucographa
Noctua pronuba - (Hausmutter)
Noctua fimbriata - (Gelbe Bandeule)
Noctua janthina
Noctua comes
Mamestra brassicae - (Kohleule)
Discestra trifolii - (Kleefeldeule)
Lacanobia suasa
Melanchra persicariae
Lacanobia oleracea - (Gemüseeule)
Egira conspicillaris
Orthosia gothica
Orthosia munda
Orthosia populeti
Orthosia cerasi - (Gemeine Kätzcheneule)
Orthosia cruda - (Kleine Kätzcheneule)
Orthosia incerta
Mythimna ferrago
Mythimna albipuncta - (Weißfleckeule)
Mythimna l-album - (Weißes L)
Mythimna conigera
Mythimna impura
Mythimna pallens - (Weißadereule)
Mythimna pudorina
Lithophane ornitopus - (Holzeule)
Eupsilia transversa - (Satellit-Eule)
Conistra rubiginosa
Conistra vaccinii - (Braune Heidelbeereule)
Agrochola circellaris - (Ulmen-Herbsteule)
Agrochola litura
Xanthia aurago
Xanthia ocellaris
Xanthia citrago
Amphipyra pyramidea - (Pyramideneule)
Amphipyra berbera
Amphipyra tragopoginis - (Dreipunkteule)
Rusina ferruginea - (Schatteneule)
Apamea lithoxylaea
Apamea crenata - (Graseule)
Apamea monoglypha - (Wurzelfresser)
Apamea sordens
Apamea scolopacina
Apamea ophiogramma
Mesapamea secalis - (Getreidewurzeleule)
Oligia strigilis - (Halmeulchen)
Parastichtis ypsillon
Euplexia lucipara - (Purpurglanzeule)
Phlogophora meticulosa - (Achateule)
Hoplodrina octogenaria - (Gemeine Staubeule)
Hoplodrina ambigua
Caradrina morpheus
Atypha pulmonaris
Hydraecia micacea
Ipimorpha retusa
Ipimorpha subtusa
Charanyca trigrammica - (Dreilinieneule)
Cosmia affinis
Cosmia pyralina
Cosmia trapezina - (Trapez-Eule)
Archanara sparganii - (Rohrkolbeneule)
Heliothis maritima
Panemeria tenebrata
Protodeltote pygarga
Deltote bankiana - (Silbereulchen)
Earias clorana - (Weidenkahneule)
Callistege mi - (Scheck-Tageule)
Diachrysia chrysitis - (Messingeule)
Autographa pulchrina
Autographa gamma - (Gammaeule)
Macdunnoughia confusa
Abrostola trigemina
Scoliopteryx libatrix
Trisateles emortualis
Rivula sericealis - (Seideneulchen)
Herminia tarsipennalis
Herminia grisealis
Herminia tarsicrinalis
Polypogon strigilata
Hypena proboscidalis - (Nesselschnabeleule)
Alsophila aescularia - (Kreuzflügel)
Comibaena bajularia - (Pustelspanner)
Hemithea aestivaria
Thalera fimbrialis
Hemistola chrysoprasaria
Timandra griseata
Cyclophora annulata - (Feldahorn-Gürtelpuppen-spanner)
Cyclophora punctaria
Scopula rubiginata
Idaea dimidiata
Idaea biselata
Idaea fuscovenosa
Idaea aversata
Scotopteryx chenopodiata
Aplocera plagiata - (Grauspanner)
Pterapherapteryx sexalata
Philereme vetulata
Philereme transversata
Eulithis prunata
Eulithis pyraliata
Plemyra rubiginata
Thera obeliscata
Chloroclysta siterata
Chloroclysta truncata
Xanthorhoe fluctuata
Xanthorhoe montanata
Xanthorhoe quadrifasciata
Xanthorhoe spadicearia
Xanthorhoe ferrugata
Xanthorhoe biriviata
Xanthorhoe designata
Colostygia pectinataria
Perizoma didymatum
Euphyia unangulata
Camptogramma bilineata
Ecliptopera silaceata
Electrophaes corylata
Mesoleuca albicillata
Melanthia procellata
Epirrhoe tristata
Epirrhoe alternata
Perizoma affinatum
Perizoma alchemillatum
Perizoma flavofasciatum
Hydriomena furcata
Hydriomena impluviata
Hydrelia flammeolaria
Eupithecia centaureata
Eupithecia succenturiata
Eupithecia abbreviata
Chloroclystis v-ata
Calliclystis rectangulata
Horisme vitalbata
Lomaspilis marginata
Ligdia adustata
Lomographa bimaculata
Lomographa temerata
Cabera pusaria
Cabera exanthemata
Campaea margaritata
Ennomos autumnaria - (Zackenspanner)
Ennomos quercinaria
Ennomos fuscantaria
Selenia dentaria
Selenia tetralunaria - (Mondfleckspanner)
Crocallis elinguaria
Angerona prunaria - (Schlehenspanner)
Epione repandaria
Semiothisa notata
Semiothisa alternata
Semiothisa liturata - (Veilgrauer Kiefernspanner)
Semiothisa clathrata
Itame wauaria
Itame brunneata
Agriopis marginaria
Apocheima pilosarium - (Schneespanner)
Lycia hirtaria
Biston stratarius
Biston betularius - (Birkenspanner)
Peribatodes rhomboidarius
Peribatodes secundarius
Alcis repandatus
Hypomecis roboraria
Hypomecis punctinalis
Ectropis crepuscularia
Parectropis similaria
Aethalura punctulata
Gnophos obscuratus
Ematurga atomaria
Bupalus piniarius - (Kiefernspanner)

 
Aporia crataegi: Während die Art in den Heidegebieten und Wäldern östlich von Leipzig regelmäßig und häufig beobachtet wird, sind Beobachtungen in der näheren Umgebung der Stadt Leipzig selten. 1999 flog der Baumweißling bei Liebertwolk-witz (WALLBERG).
  Euphydryas maturna: Nur zwei Falter konnten Anfang Juni beobachtet werden.
  Satyrium ilicis: KELLNER beobachtete diese Art bei Großdeuben. Für diese Art liegen nur noch wenige neuere Funde aus dem Muldentalkreis und der Dübener Heide vor (vgl. dazu REINHARDT & THUST 1993)
  Satyrium pruni: Für diesen Zipfelfalter liegt eine weitere Beobachtung aus der nordwestlichen Aue vor (vgl. dazu SCHILLER, DÄBRITZ & SCHAARSCHMIDT 1999).
  Lasicampa quercus: KELLNER teilte uns einen Raupenfund des Eichenspinners aus der Umgebung von Großdeuben mit.
  Thalera fimbrialis: Während Hemithea aestivaria regelmäßig beobachtet wird, liegen für die recht ähnliche Thalera fim-brialis nur wenige aktuelle Funde vor, so daß wir es für sinnvoll halten, gezielter auf diese Art zu achten.
  Pterapherapteryx sexalata: Die Art wurde in den letzten Jahren regelmäßig im nord-westlichen Auwald gefunden.
  Chloroclysta siterata: Diese Geometride wurde 1998 und 1999 am Bienitz gefun-den, uns ist sonst nur noch ein aktueller Nachweis aus der Dübener Heide bekannt.

 
Literatur: