Mitteilungsblatt Leipziger Entomologen
 
Schmetterlingssammlungen in sächsischen Museen

Mario Graul

Zusammenfassung

Inhalt einer vom Autor verfaßten Diplomarbeit war die Erfassung der sächsischen Lemoniidae, Endromididae, Saturniidae, Thaumetopoeidae, Drepanidae, Cymatophoridae in den 4 größten sächsischen Naturkundemuseen in Dresden, Görlitz, Leipzig und Chemnitz. Darüber hinaus sollten auch andere Museen, in denen sich Schmetterlingssammlungen befinden Erwähnung finden. Die Daten der in den Museen vorhandenen Faltern der genannten Gruppen sollen in eine Datenbank überführt werden um sie in einer Landesfauna der Spinner Sachsens zu verwenden.
Anhand einiger ausgewählter Arten sollten die Aussagekraft von Museumssammlungen mit den anderen Informationsquellen verglichen werden.
Die Ergebnisse dieser Arbeit waren: Eine Liste der Spinner Sachsens Anhand von Literatur und Museumssammlungen, eine Auflistung der Museen Sachsens in denen sich Schmetterlingssammlungen befinden. und einer Auflistung dieser Sammlungen.
Diese Arbeit soll hier auszugsweise veröffentlicht werden, wobei der Schwerpunkt hier nicht bei der Spinnerfauna liegt, denn diese soll an anderer Stelle erscheinen.
Vielmehr soll es hier um die Sammlungen und die Museen gehen in denen sich diese befinden.
 

Methode

Mit Hilfe der Adressendatei des Naturkundemuseums Leipzig wurde eine Liste der in Frage kommenden Museen erstellt. Mit dieser Liste wurde versucht mit den einzelnen Einrichtungen in telefonischen Kontakt zu treten. Bei dieser Kontaktaufnahme wurden die betreffenden Museen nach dem Vorhandensein einer Schmetterlingssammlung und deren ungefährer Größe befragt um zu ermitteln in welchen Einrichtungen sich entsprechende Sammlungen befinden. Leider ist es nicht gelungen mit allen rund 200 sächsischen Museen in Kontakt zu treten.
In den Sammlungen der Museen wurden die betreffenden Objekte, wenn nötig nachdeterminiert und anschließend die Daten der Fundortetiketten notiert. Diese Daten wurden in die, auf dem Datenbankprogramm Paradox für Windows 5.0 basierende, Datenbank "Fauna" des Naturkundemuseums Leipzig eingetragen und ausgewertet.
 

Vorstellung der Museen

Staatliches Museum für Tierkunde Dresden
Augustusstraße 2
01067 Dresden
Tel.: 0351/4952503
Herr Bembenek (Sammlungsbeauftragter)

Das Staatliches Tierkundemuseum Dresden beherbergt die mit Abstand größte Schmetterlingssammlung in Sachsen. Sie umfaßt ca. 150 bis 160 Sammlungsschränke mit insgesamt über 1 Mill. Schmetterlinge. Die Spinnerartigen verteilen sich wie folgt:
Syntomidae 48 Kästen,
Arctiidae 110 Kästen,
Lymantriidae 42 Kästen,
Lasiocampidae 72 Kästen,
Endromididae 2 Kästen,
Drepanidae 9 Kästen,
Saturniidae 145 Kästen,
Sphingidae 204 Kästen,
Notodontidae 77 Kästen,
Cymatophoridae 13 Kästen,
Psychidae 8 Kästen,
Sesiidae 10 Kästen,
Cossidae 8 Kästen,
Hepialidae 6 Kästen.

Der Großteil besteht aus auf tropischen Material. Den Ansprüchen einer Landessammlung für Sachsen würde Dresden allerdings nur zum Teil genügen. Die Hauptsammlung besteht heute fast ausschließlich aus Sammlungen Dresdener Sammler, deren Material nach dem 2. Weltkrieg in den Besitz des Museums überging, da nur ein geringer Teil der Altbestände das Bombardement im Februar 1945 auf Dresden überstanden hatten. So dokumentiert die Sammlung die Fauna der Dresdener Umgebung, der Bautzener Umgebung (coll.: Starke), des Elbsandsteingebirge, (Bembenek & Krause) und der Freiberger Umgebung (coll.: Heinitz). Nur wenige oft durch Tausch der Sammler erlangte Exemplare stammen aus anderen Teilen Sachsens (Chemnitz und Umgebung, Leipziger Umgebung, Vogtland und Ostlausitz).
Folgende Schmetterlingssammlungen befinden sich heute im staatlichen Tierkundemuseum Dresden: Barkowski/ Dresden Ankauf 1989 , Ebert/Freiberg Ankauf 1960, Ernst/Limbach Ankauf 1960, Heinitz, Woldemar Ankauf 1950 (nur Paläarktisches Material), Kleinschmidt/Wittenberg Ankauf 1975, Restankauf 1992, Lange, E. Ankauf 1969, Staudinger & Bang-Haas/Dresden Ankauf 1961, Skell, J. Geschenk 1968, Starke/Bautzen Ankauf 1950 Übernahme 1970, Waehner Ankauf 1969,
Für die Bearbeiteten Gruppen sind jedoch nur die Sammlungen Möbius, Heinitz, Ernst, Staudinger & Bang-Haas, Skell und Starke von Bedeutung. Außerdem befindet sich noch Material (Spinnerartige) der Sammler: Biernath/(Dresden?), Bembenek & Krause, Baumann, Koch, Manfred/Dresden, Seiler, Brettschneider, Calberla, Baier,E./Kamenz.
Bei der Größe der Sammlung beschränkt sich die Arbeit des Sammlungsbeauftragten und einzigen Bearbeiter auf das Determinieren und Umstecken der Falter aus den einzelnen Sammlungen in die Hauptsammlung. Diese Arbeiten sind bei den Tagfaltern und Spinnerartigen zum großen Teil abgeschlossen. Eulenfalter und Spanner sind in oder harren der Bearbeitung. Eine den museologischen Erfordernissen entsprechende Inventarisierung und Katalogisierung ist bei der Fülle des Materials, und der gegenwärtigen Personalsituation nicht möglich. Das heißt für die Bearbeiter der einzelnen Gruppen, das sie sich die faunistischen Daten in der Sammlung selbst erschließen müssen. Dieses Problem teilt das Dresdener Tierkundemuseum jedoch mit anderen großen Museen wie z.B. dem Naturkundemuseum Berlin. Für so eine Abteilung eines so großen Museums wäre ein ganzer Stab von Mitarbeitern notwendig, um die Kalalogisierung der Sammlungen auf ein Niveau zu heben wie das z.B. in Kunstmuseen üblich ist.
 

Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz
Am Museum 1, PF 425
02826 Görlitz
Tel.: 03581/24444
Herr Franke (Sammlungsbeauftragter)

In Görlitz ist die zweitgrößte Schmetterlingssammlung Sachsens beheimatet. Sie umfaßt ca. 500 Sammlungskästen. Der Schwerpunkt der umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit des Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz liegt nicht bei den Lepidopteren, weshalb deren Sammlung wie in den meisten Museen, praktisch nur verwaltet wird.
In Görlitz befindet sich Material (Spinnerartige) von Max Sieber, J.Vogel, Franke, Max Günther, Axel Christian, Schütze und Sbieschne. Die Einzelsammlungen wurden zu einer Hauptsammlung zusammengefügt.
 

Naturkundemuseum Leipzig
Lortzingstraße 3
04105 Leipzig
Tel.: 0341/
Schiller (Abteilungsleiter Wirbellosenzoologie)

Das Naturkundemuseum Leipzig verfügt über eine gut erschlossene Schmetterlingssammlung mit ca. 400 Kästen. Als einziges der 4 großen Museen Sachsens verfügt Leipzig über eine aussagekräftige Kartei seiner gesamten Großschmetterlingssammlung. In den 70- er Jahren wurden die Einzelsammlungen in eine Leipziger- und eine Paläarktische Sammlung umgesteckt, leider ohne dies zu dokumentieren. Gegenwärtig werden diese beiden Sammlungsteile in einer Hauptsammlung vereint. In der eigenen Abteilung für Wirbellosenzoologie sind 3 Mitarbeiter tätig, von denen sich 2 unter anderem mit Großschmetterlingen beschäftigen und somit auch einen Sammlungszuwachs in Form von eigenen Aufsammlungen ermöglichen. Am Naturkundemuseum Leipzig befindet sich Material (Spinnerartige) von: Ronald Schiller, Woldemar Jäkel, Mario Graul, Dr.Dammer, Glombitza, E.Müller, E.Richter, G.Fiedler, Wolfgang Heinicke, Heidrun Melzer, Alexander Reichert und E.Irmscher, das hauptsächlich aus der näheren Leipziger Umgebung stammt. Weitere Fundorte sind Dübener Heide, Niederschlema, Naunhof, Fichtelberg/ Oberwiesenthal, Großsteinberg, Tresen Wald, Hainichen, Pegau, Hoburger Berge, Pönitzwald, Schildau/Dahlener Heide.
 

Museum für Naturkunde Chemnitz
Theaterplatz 1
09111 Chemnitz
Tel.:0371/62245
Direktor: Dr. Erich Kleinsteuber
Gerhard Fiedler (Sammlungsbeauftragter)

Im Museum für Naturkunde Chemnitz befindet sich eine ca. 200 Kästen große Schmetterlingssammlung. Diese Sammlung wird von einem Mitarbeiter verwaltet dessen Arbeitsaufgabe jedoch weit über die Betreuung dieser Sammlung hinausgeht. Die Sammlung beinhaltet Material von Trübsbach, K.Kaufmann, H.Friedemann und E.Zimmermann hauptsächlich aus der Umgebung von Chemnitz, Auerbach/ Erzgebirge und Olbernhau.
 

Andere sächsische Museen

Außer den in diesem Abschnitt genannten sächsischen Museen, existieren noch einige andere Museen in denen sich Lepidopterensammlungen befinden.
 

Naturkundemuseum Freiberg
09599 Freiberg
Tel.:03731/23553 ?

Nachdem der Stadtrat der Stadt Freiberg entschieden hat, das Naturkundemuseum Freiberg nicht mehr weiterzutragen, versucht der Naturschutzbund Deutschland vorübergehend eine Art Notbetrieb mit einigen Mitarbeitern aufrechterhalten. Über die Größe und dem Zustand der Sammlungen und den Zukunftsperspektiven des Museums ist dem Autor nichts bekannt
 

Städtisches Museum Zwickau
Lessingstr. 1
08058 Zwickau
Tel.: 0375/8345(20)(01)(10)

Das Naturkundemuseum der Stadt Zwickau wurde bereits vor Jahren aufgelöst. Die Bestände wurden in das Städtische Museum eingegliedert. Da die einzige Zoologenstelle einer Rationalisierungsmaßnahme zum Opfer fiel, ist es nun die Aufgabe des letzten am Museum verbliebenen Naturwissenschaftler, einem Geologen, sich nun auch noch um die Belange der Zoologie zu kümmern, und das obwohl er wahrscheinlich mit der Arbeit mit zoologischen Sammlungen wenig Erfahrung, noch genügend Zeit hat. Die Lepidopterensammlung wird zeitweilig in freiwilligen und unbezahlten Aktionen durch die Entomologischen Fachgruppe Zwickau gepflegt. Die Sammlungen dokumentieren die Fauna der Umgebung von Zwickau. Einige Belege stammen aus dem Südraum von Leipzig. Sie enthalten Material von folgenden Sammlern: Ha.?, Büttner und E.Dittrich
 

Museum der Westlausitz Kamenz
Pulsnitzer Str. 16
01917 Kamenz
Tel.: 03578/5548
Zinke (Präparator)

das Museum der Westlausitz Kamenz beherbergt eine kleine aber im Vergleich zu anderen Museen gut dokumentarisierte Lepidopterensammlung. Die Sammlung befindet sich in gutem Zustand. Sie ist jedoch als Aussage zu einer Kamenzer Fauna zu klein. Sie beinhaltet Material von: E.Baier und Max Günther
 

Kreismuseum Delitzsch
Schloßstraße 28
04509 Delitzsch
Tel.: 034202/22308
 
Im Delitzscher Museum ist die Sammlung des Delitzscher Lokalsammlers Kurt Werner untergebracht. Sie enthält neben einigen tropischen Faltern ca. 10 Kästen Material aus der näheren Umgebung von Delitzsch.
 

Heimatmuseum Riesa
Poppitzer Platz 3
01589 Riesa
Tel.: 03264/4153
Maritta Prätzel

Im Heimatmuseum Riesa befindet sich die Sammlung der Riesaer Lokalsammler Gebrüder Quitsch. Sie umfaßt ca. 10 Kästen Material aus der Umgebung von Riesa, jedoch auch einige Einzelstücke aus dem Mittelsächsischen Raum. Infolge der sehr guten Dokumentation (Fotodokumentation) der Sammlung konnten, durch Schadinsekten verlorengegangene Teile der Sammlung, nachbestimmt werden. Diese Daten stehen nun der Faunistik zur Verfügung.
 

Kreismuseum Torgau
Schloßstraße 27
04860 Torgau
Tel.: 03421/2734
Direktor: Erhard Lissner

Im Torgauer Museum ist die Sammlung des Lokalsammlers Alois Loser untergebracht. Sie enthält ca. 15 Kästen Material aus der näheren Umgebung und befindet sich in befriedigenden Zustand.
 

Stadtmuseum Döbeln
Obermarkt 14
04720 Döbeln
Tel.: 09403/2038
Direktorin: Monika Wünsch
 
Im Stadtmuseum Döbeln befindet sich seit 1994 die Sammlung des Döbelner Lokalsammlers Röher, die im Laufe der Jahrzehnte über einige Umwege in das Stadtmuseum Döbeln gekommen ist und demzufolge einige Schäden durch mechanische Beanspruchung und Schädlingsbefall erlitten hat. Sie beinhaltet fast ausschließlich Material aus Döbeln.
 

Museum und Kunstsammlung, Schloß Hinterglauchau
08371 Glauchau
Tel.: 03763/2931

Heimatmuseum und Naturalienkabinet Waldenburg
08396 Waldenburg
Tel.: 037608/519

In Glauchau und Waldenburg befinden sich je ein Teil der Sammlung Schmutzler. Diese Sammlung ist nach dem Tod des Sammlers zwischen den Museen in Glauchau (40 Kästen) und Waldenburg (30 Kästen) aufgeteilt wurden. Beide Sammlungsteile sind in gutem Zustand und dokumentieren die Umgebung von Waldenburg und Glauchau
 

In folgenden Museen befinden sich ebenfalls Schmetterlingssamlungen jedoch konnten diese bisher noch nicht in die Untersuchungen einbezogen werden:

Naturkundliches Museum "Mauritianum" Altenberg
Erzgebirgsmuseum Annaberg Buchholz
Heimatmuseum Ebersbach
Heimat und Humboldmuseum Eibau
Burg Hohenstein
Museum Schloß Lauenstein
Vogtlandmuseum Plauen
 

In folgenden Museen befinden sich  Schmetterlingssammlungen, die entweder keine wissenschaftliche Aussage besitzen, nur Ausstellungscharakter tragen oder zerstört sind:

Stadtmuseum Bautzen
Heimatmuseum Eilenburg
Museum der Stadt Dommitzsch
Heimatmuseum Meerane
Museum Burg Mylau
 

In folgenden Museen gibt es keine Schmetterlingssammlungen: (nach telefon. Auskunft)

Museum der Stadt Aue
Landschaftsmuseum der Dübener Heide
Stadt- und Parkmuseum Bad Muskau
Heimatmuseum Dahlen
Heimatmuseum Dohna
Museum Gottfried Silbermann Frauenstein
Haus der Heimat Freital
Heimatmuseum im städtischen Wachturm Geyer
Jagtmuseum Grillenburg
Heimatmuseum des Kreises Grimma
Stadtmuseum Hoyerswerda
Museum Burg Kriebstein
Kreismuseum Burg Mildenstein
Stadt- und Heimatmuseum Marienberg
Museum der Stadt Mittweida
Schloß Moritzburg
Altes Schloß Neschwitz
Heimatmuseum "Reiterhaus" Neusalza- Spremberg
"Haus der Heimat" Olbernhau
Stadtmuseum Oschatz
Museum Hoflönitz Radebeul
Museum Schloß Rochsburg
Heimatmuseum für Wald, Wild, Naturschutz Rotenburg
Schloß Wilhelmsburg
Museum Schloß Schwarzenberg
Heimatmuseum Sohland/Spree
Burg Stolpen
Museum Schloß Weesenstein
Museum Huthaus Zinnwald - Georgenfeld
"Zöblitzer Heimatschau" Zöblitz
 

Vergleich der Museumssammlungen

Die Aufgabenbereiche der Naturkundemuseen unterscheiden sich in Bezug auf ihre Sammlungen nicht wesentlich von denen anderer Museen. Diese Aufgaben des Bewahrens, der Aufbereitung und der zur Verfügungstellung von Daten für die Wissenschaft sind jedoch gerade bei Insektensammlungen mit ihren mehreren Millionen möglichen Arten sehr schwierig. Selbst wenn man die Frage der Bereitstellung von Daten für die Wissenschaft reduzieren würde auf die Insektenarten die potentiell in Sachsen vorkommen könnten, wären das immer noch Tausende von Arten, die zu bearbeiten wären. Diese Schwierigkeiten werden noch verstärkt durch den finanziellen Druck, der von den jeweiligen Trägern auf die Museen ausgeübt wird. Das ist allerdings kein Problem das nur in Sachsen oder in den anderen neuen Bundesländern aktuell ist. So muß festgestellt werden, daß zumindest in Sachsen nur wenige Museen strukturell in der Lage sind ausreichende Erhaltungsmaßnahmen an ihren Schmetterlingssammlungen zu gewährleisten. In den 4 großen Naturkundemuseen gibt es bei dieser Frage relativ wenige Probleme. In den meisten kleineren Museen ist es um die Erhaltung der Sammlung mehr oder weniger schlecht bestellt. Teilweise sind es unmögliche Magazinbedingungen, denen die gegen Licht, Feuchtigkeit und Schadinsekten besonders gefährdeten Schmetterlingssammlungen ausgesetzt werden. Andrerseits sind es in Bezug auf Insektensammlungen unerfahrene Museumsangestellte die diese Sammlungen unsachgemäß behandeln. In wieder anderen Fällen gewinnt man den Eindruck das die Bedeutung von Lokalsammlungen von den eigenen Mitarbeitern nicht erkannt wird und eher als schmückendes Beiwerk im Museumsinventar behandelt werden. Auch Gedanken des extremistischen Tierschutzes bzw. Tierrechts, dem das Anlegen von Sammlungen, Natur entnommener und zu wissenschaftlichen Zwecken getöteter Insekten zuwiderläuft, haben mittlerweile leider Einzug in die Reihen der Museumsangestellten gehalten und schlagen sich im Umgang mit Insektensammlungen wieder.
Ein weit größeres Problem sind die eigentlichen Aufgaben die die Museen über die reine Bewahrung von Sammlungen hinaus haben. Gemeint sind hier nicht die eventuellen Ausstellungen, in denen die gegen Licht extrem empfindlichen Falter sowieso nur mit großer Vorsicht eingesetzt werden sollten, sondern die weiter oben schon erwähnten Aufgaben der Aufbereitung und der zur Verfügungstellung von Daten für die Wissenschaft. Hier muß man leider sagen das kein Museum in Sachsen diesen Anspruch in Bezug auf ihre Insektensammlungen ausreichend erfüllt. Um diesen Anspruch gerecht zu werden müßten folgende Punkte erfüllt sein:
- Die Sammlung sollte zu einer Hauptsammlung zusammengefaßt sein um bei taxonomischen Problemen genügend große Vergleichsserien zur Verfügung zu haben. (Diesen Punkt erfüllen die Museen in Dresden zu 50%, und Görlitz). Voraussetzung dafür ist, das diese Arbeit durch Mitarbeiter durchgeführt werden kann, die dafür auch die notwendige Qualifikation besitzen. Sehr wichtig ist bei dieser Zusammenführung, das der Sinnzusammenhang der Originalsammlungen nicht verlorengeht. Die Sammlungskästen der einzelnen Sammler sollten fotografiert werden und jeder Falter sollte ein zusätzliches Etikett erhalten das den Name der Ursprungssammlung und seine Benennung in dieser beinhaltet.
- Sie sollte mindestens auf Karteikarten erfaßt (Fundort, Datum, Sammler), oder besser noch auf Lochkarten
oder als Computerdatei vorliegen. (In Leipzig, Kamenz und Riesa gibt es eine Sammlungskartei, die in Leipzig seit jüngstem in den Computer übertragen wird). Eine Erfassung auf Karteikarten kann heute für faunistische Fra-gestellungen nicht mehr genügen. Aber selbst das ist in den meisten größeren Mu-seen nicht einmal angedacht. Sie sind oft auch personell dazu nicht in der Lage.
- Das moderne Naturkundemuseum sollte als wissenschaftliches Hinterland für Naturschutzorganisationen und die gerade in der Entomologie zahlreichen Freizeitforscher und Vereine, nicht nur Buch über den eigenen Bestand führen, sondern auch über Beobachtungen aussagekräftig sein. Entsprechende Karteien und Computerprogramme sollten darauf ausgerichtet sein.

Die Daten aus den Museumssammlungen werden zwar nötig gebraucht, zu Faunenerhebungen zum Zwecke der möglichen Unterschutzstellung eines Biotops oder zu Umweltverträglichkeitsprüfungen bei diversen Bauprojekten. Leider wird dieser Notwendigkeit vom Gesetzgeber keine Bedeutung beigemessen. Auch der Gesellschaft und mit ihr den Behörden ist leider nicht klar, was Insektensammlungen, an der Generationen vor uns gearbeitet haben, für einen Wert darstellen. Natur und Umweltschutz sind hierzulande leider nicht die Erlangung von Kenntnissen zur heimischen Fauna und Flora und der dann anschließenden Umsetzung dieser Erkenntnisse in praktische Umweltpolitik, sondern die bei Insekten zum großen Teil nachgewiesenermaßen erfolglosen Artenschutzbestimmungen und einiger weniger spektakuläre Aktionen in "schützt die Wale" Manier. Welche Vorstellungen z.B. Stadtparlamente von der Wichtigkeit eines Naturkundemuseums haben können, zeigt die derzeitige Situation in Freiberg.
 
 

Fundorte des Sammlungsmaterials

 
 
Diese Grafik zeigt die aus den 168 Meßtischblättern Sachsens bekannte Anzahl der in den sächsischen Museen belegten Arten der "Spinnerartigen" und deren prozentuale Verteilung auf die Sammlungen der sächsischen Museen.(letzteres in der Schwarzweißfassung leider nur in Ansätzen)
Aus dieser Grafik ergeben sich folgende Erkenntnisse über die Herkunft des Materials in den Museen. Es zeigt sich deutlich das Bild des Lokalmuseums (Delitzsch, Döbeln und Torgau), deren Sammlung Auskunft über eine relativ kleine Fläche Sachsens gibt. Das des Landesteilmuseums, dessen Sammlung einen Teil Sachsens dokumentiert (Leipzig - Nordwestsachsen, Görlitz - Lausitz). Und das des Landesmuseums das im Falle von Dresden zwar nur zum Teil, aber immerhin aus den meisten Teilen Sachsens Belege enthält.
Die Grafik zeigt auch den Erforschungsstand der einzelnen sächsischen Gebiete. So zeigt es sich das nach dem Material der bearbeiteten Museen vor allem der Nordosteil Sachsens, die Kreise Hoyerswerda und Weißwasser nahezu nicht dokumentiert sind. Da diese Kreise jedoch erst seit jüngster Zeit zu Sachsen zählen und das Museum in Hoyerswerda zwar eine Naturwissenschaftliche Abteilung jedoch keine Schmetterlingssammlung besitzt, sind diese Lücken verständlich. Dazu kommt noch die Überlieferung, das sächsische Sammler, vor allem aus Dresden und Leipzig schon aus Prinzip nicht nach "Preußen" fuhren um dort zu sammeln. Die ehemalig brandenburgischen Kreise Delitzsch und Torgau sind aus dem gleichen Grund auch kaum von Leipziger Sammlern besammelt wurden, jedoch gab es dort Lokalsammler die in ihren Kreisen gesammelt haben und deren Sammlungen heute in den Museen in Delitzsch und Torgau aufbewahrt werden. Nur die Dübener Heide ist nach dem 2. Weltkrieg von Leipziger Sammlern intensiv besammelt wurden und wird es auch noch heute. Auch nordwestlich von Chemnitz, die Gegenden von: Geringswalde, Mittweida, Rochlitz, Burgstädt und Frohburg ist nicht dokumentiert. Hier gibt es zwar zahlreiche Hinweise in der Literatur vor allem im MÖBIUS (1925), jedoch kein Sammlungsmaterial aus dieser Gegend. Ebenfalls nicht dokumentiert sind Gebiete östlich und südlich von Chemnitz. Die Aufgabe weitergehender Untersuchungen sollte es demzufolge sein die Lokalsammlungen weiterer kleinerer Museen auszuwerten die in dieser Untersuchung noch nicht berücksichtigt wurden. Im Vogtland, wo ebenfalls nur wenige Fundpunkte auf der Grafik zu sehen sind gibt es eine aktuelle Fauna EBERT, KLAUS (1993)
 

Literaturverzeichnis

HORN, KAHLE, FRIESE, GAEDIKE (1990):, Collectiones entomologicae Bd 1, Berlin 220 S, Bd 2, 573 S
 

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